In Deutschland soll Cannabis bald legal werden. Ein Gesetz ist in Vorbereitung. Bei der Tiroler Suchtpräventionsstelle „kontakt+co“ ist man nicht schockiert über dieses Vorhaben.
Seit 25 Jahren leitet Gerhard Gollner die Suchtpräventionsstelle des Jugendrotkreuzes. „kontakt+co“ heißt die Einrichtung, die zur wichtigsten Anlaufstelle für Familien, Schulen, Jugendzentren, Unternehmen und nicht zuletzt für das Land als Auftraggeber wurde.
Alkohol, Tabak, illegale Drogen, Glücksspiel – die Themenpalette ist riesig. Und Gerhard Gollner ist einer, der vor der Illusion einer suchtfreien Gesellschaft warnt. „Menschen stärken, damit sie verantwortungsvoll mit dem immer größer werdenden Angebot an Substanzen und Glücksversprechen umgehen können“, lautet eine Maxime des „kontakt+co“-Leiters.
Erfahrungen aus Deutschland wertvoll für Österreich
Doch wie hält es der Fachmann, wenn von einer Freigabe bestimmter Drogen die Rede ist? Deutschland will schon bald Gras und Marihuana legalisieren. Noch wird hitzig darüber diskutiert. Die Befürworter argumentieren mit einer besseren Kontrolle des Marktes und einer Entkriminalisierung von Konsumenten. Gegner sprechen von der „Einstiegsdroge Cannabis“. Für Gollner spricht „einiges dafür“, die Legalisierung auch für Österreich zu überlegen: „Das braucht natürlich gute Vorbereitung und Kontrolle.“ Die Erfahrungen aus Deutschland könnten dafür wertvoll sein, meint Gollner.
Tirols Gesundheitsdirektorin ist skeptisch
Die „Krone“ konfrontierte auch Tirols Gesundheitsdirektorin Theresa Geley, die zum Jubiläum von „kontakt+co“ anwesend war, mit der Idee. „Ich bin grundsätzlich nicht für die Legalisierung von Drogen jeglicher Art und sehe besonders im Konsum von Cannabis speziell bei Jungen ein hohes Risiko“, hält sie fest. Sollte das in Österreich aber Thema werden, dann spreche sie sich dafür aus, „Konsum und Verkauf streng zu regulieren“.
Der Staat ist beim Thema Spielsucht säumig
Prävention ist ein Dauerauftrag – davon sind Gollner und Geley überzeugt. Das Angebot von „kontakt+co“ soll weiter ausgebaut werden. Ein neues Thema: Internetsucht. Bei der Spielsucht sieht Gollner den Staat in der Pflicht, den Zugang für Betroffene zu erschweren. Möglich sei das längst. Was die Berater freut: In mehreren Bereichen – Alkohol, Tabak, Opioide – geht der Konsum zurück.
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