Im Interview

„Wenn jemand Hilfe braucht, bekommt er sie“

Salzburg
04.06.2022 06:00

Primar Josef Riedler spricht über die Folgen der Ärzte-Kündigungen im Schwarzacher Spital.

Herr Riedler, Normalgeburten sind zurzeit im Krankenhaus Schwarzach nur für Schwangere aus dem Pongau und dem Lungau möglich. Dadurch brauchen Frauen aus der Nähe teils viel Länger ins Spital. Wie kommt das an? 

Das wichtigste ist uns die Sicherheit des Teams und der Frauen. Und da braucht es eine gerechte Lösung. Wenn wir es einigen Ortschaften erlauben und anderen nicht, gibt es wieder Probleme. Wir wollen ja auch niemanden vor den Kopf stoßen. Was aber auch klar ist: Wenn jemand Hilfe braucht, bekommt er sie und wird sicher nicht weggeschickt.

Wie haben die anderen Spitäler darauf reagiert, dass sie Geburten übernehmen sollen? 

Wir haben mit allen Spitälern den persönlichen Kontakt gesucht. Es waren alle sehr positiv und hilfsbereit. Vor allem: Die 400 Geburten sind ja auf ein Jahr gerechnet. Und ich hoffe nicht, dass es so lange dauert.

Warum haben überhaupt so viele Ärzte auf einen Schlag gekündigt? 

Ich bin noch nicht so lange involviert, deswegen befinde ich mich da auch noch auf Ursachenforschung. Offenbar hat sich die Situation in den letzten zwei bis drei Jahren immer mehr zugespitzt. In diesem Fachbereich haben wir hohe Wechselraten – ich habe mich auch immer gefragt, warum die Ärzte von dieser Station weggehen. Mittlerweile glaube ich, dass es keinen einzelnen Grund gibt, sondern eine Mehrzahl. Es kam zu Spannungen im Team, und gleichzeitig auch teilweise zu kulturellen Konflikten. Das gepaart mit hoher Arbeitsbelastung dürfte wohl ausschlaggebend gewesen sein.

Kann man einschätzen, wann der Fachbereich wieder hochgefahren werden kann? 

Nein, leider nicht. Wir wollen die Phase natürlich so kurz wie möglich halten. Aber es ist schwer zu sagen, weil es von verschiedenen Faktoren abhängt. Wir sind zurzeit in Gesprächen mit fünf Ärzten, das wirkt alles recht vielversprechend. Trotzdem brauchen wir noch zusätzliches Personal. Ich bin mir sicher, dass ich in einem Monat deutlich mehr sagen kann.

Was bietet ihr Krankenhaus zukünftigen Mitarbeitern? 

Unsere Spitalsleitung wird sich mit Zusatzprämien – auch für Assistenzärzte – weit hinauslehnen. Außerdem können wir bei der Wohnungssuche unterstützen, falls notwendig. Und was noch immer gleich ist: Bei uns in Schwarzach gibt es einen Umgang auf Augenhöhe, im Haus wird Nettigkeit und Respekt groß geschrieben.

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