Wer kann helfen?

Einziges Mädchenzentrum Tirols plagen große Sorgen

Tirol
04.06.2022 18:00

Bei Aranea bestimmen Mädchen, was läuft. Es handelt sich dabei um eine Anlaufstelle für 10- bis 19-Jährige in Innsbruck. Die einzige dieser Art in ganz Tirol. Doch Probleme erschweren den Alltag, allem voran: Platznot! Die Verantwortlichen sind dringend auf der Suche nach neuen Räumlichkeiten in Innsbruck, wer kann weiterhelfen?

Kein Zutritt für Burschen – das ist auch gut so! Im Aranea – Zentrum für Mädchen*(Arbeit) – dürfen – wie berichtet – einzig und allein Mädchen freiwillig und gratis chillen, eine gesunde Jause konsumieren, Spiele spielen, mit Unterstützung ihre Hausaufgaben machen und an Workshops – etwa Selbstverteidigung und Berufsorientierung – teilnehmen. Hier dürfen einzig und allein Mädchen über ihre Probleme mit den Mitarbeiterinnen sprechen – sei es zu Themen wie Liebe und Sexualität, Konflikte in der Familie oder der Schule, Berufsorientierung oder dem Erwachsen werden.

Im Zentrum sind 10- bis 19-Jährige herzlich willkommen. (Bild: Christof Birbaumer Kronenzeitung)
Im Zentrum sind 10- bis 19-Jährige herzlich willkommen.

„Stehen immer auf der Seite der Mädchen“
Wichtig ist: Die Mitarbeiterinnen unterliegen stets der Schweigepflicht – alles, was mit ihnen besprochen wird, bleibt auch bei ihnen. „Zudem stehen wir immer auf der Seite der Mädchen“, betont Aranea-Geschäftsführerin Katharina Lhotta. Beratungen können bei Bedarf anonym abgehalten werden. Außerdem werden Fortbildungen mitunter für Lehrpersonen angeboten.

Mädchen, die Gewalt erleben sowie ausüben
„Wir arbeiten vielschichtig, unsere Arbeit ist intensiv und geht sehr in die Tiefe. Häufig suchen uns Mädchen auf, die Gewalterfahrungen in körperlicher, psychischer und physischer Form erlebt haben. Auch sexualisierte Gewalt ist oftmals Thema. Es wenden sich aber auch Mädchen an uns, die Gewalt ausüben, was ebenfalls herausfordernd ist. Prinzipiell dauert es wochenlang, bis sich uns die Mädchen öffnen und wir eine Vertrauensbasis aufgebaut haben“, sagt Mitarbeiterin Carina. Diese intensive Arbeit unterscheide das Aranea von den anderen Jugendzentren.

In diesem Gebäude ist das Mädchenzentrum. Um zum Eingang zu gelangen, muss man durch den Schranken durch und links über den Parkplatz. Nicht ganz so einfach. (Bild: Birbaumer Christof)
In diesem Gebäude ist das Mädchenzentrum. Um zum Eingang zu gelangen, muss man durch den Schranken durch und links über den Parkplatz. Nicht ganz so einfach.

Jahrelang war das Mädchenzentrum in den Räumlichkeiten von unterschiedlichen Jugendzentren integriert. „Doch es gab viele Mädels, die Hemmungen hatten, uns aufzusuchen, weil sich in und vor anderen Jugendzentren eben auch Burschen aufhalten dürfen. Wir mussten einen Raum nur für Mädchen realisieren und kapselten uns ab“, berichtet Carina. Die Angebote für Mädels finden jetzt ausschließlich in Räumen des Mädchenzentrums in der Matthias-Schmid-Straße 10 statt.

Der aktuelle Standort „ist für viele abschreckend“
Doch dort hakt es. Einerseits ist dieser neue Standort nicht leicht zugänglich. „Wir sind wirklich versteckt und schwer auffindbar. Der Weg ist vor allem im Winter dunkel, was eine Überwindung ist. Es gibt auch kein Laufpublikum und somit auch keine Mädchen, die zufällig bei uns vorbeikommen. Und wir sind umgeben von Hemmschwellen. Zum Beispiel befindet sich das Mikado, eine Einrichtung für suchtkranke Menschen, direkt neben uns. Das ist nicht ideal, denn immer wieder werden Mädchen blöd angeredet, wenn sie auf dem Weg zu uns sind. Das schreckt natürlich ab“, erläutert Betreuerin Carina.

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Wir sind wirklich versteckt und schwer auffindbar. Der Weg ist vor allem im Winter dunkel, was eine Überwindung ist.

Betreuerin Carina

Hinzu kommt, dass die Räume viel zu klein sind. Jener Raum, in dem sich die Mädchen aufhalten können, ist lediglich 35 Quadratmeter groß. „Sind sechs Mädchen da, ist es bummvoll. Nicht alle können sich entspannen, einige von ihnen kommen deshalb kein zweites Mal vorbei. Vorher im Space hatten wir Platz für 15 bis 20 Mädchen, das ist ein großer Unterschied“, erklärt Lhotta, „die Nachfrage ist enorm, doch wir können diese derzeit nicht stillen.“

„Wissen zu Jahresende nicht, wie es weitergeht“
Somit müssen unverzüglich neue Räume her. Der Wunsch: 100 bis 200 Quadratmeter in Innsbruck, barrierefrei, möglichst zentral oder an einer Verkehrsachse liegend – da Mädchen aus ganz Tirol das Aranea aufsuchen. „Wer uns weiterhelfen kann, darf sich gerne jederzeit an uns wenden“, ruft Lhotta hoffnungsvoll auf.

Aranea-GF Katharina Lhotta (Bild links Mitte), Mitarbeiterin Carina (re.) mit „Krone“-Redakteurin Jasmin Steiner. (Bild: Christof Birbaumer Kronenzeitung)
Aranea-GF Katharina Lhotta (Bild links Mitte), Mitarbeiterin Carina (re.) mit „Krone“-Redakteurin Jasmin Steiner.

„Wir erhalten immer nur Einjahresverträge“
Hürden zu überwinden gilt es auch bei der Finanzierung. Gefördert wird die Anlaufstelle vom Bund, Land Tirol und der Stadt Innsbruck. „Doch wir erhalten immer nur Einjahresverträge. Am Ende jedes Jahres wissen wir somit nicht, ob wir im Folgejahr in derselben Art und Weise mit denselben Mitarbeiterinnen weiterarbeiten können. Oftmals verschiebt sich diese Entscheidung sogar mehrere Wochen in das neue Jahr hinein. Das ist für das Team sehr belastend“, findet Lhotta klare Worte. Derzeit seien drei Mitarbeiterinnen angestellt – eine davon ist die Geschäftsführerin selbst.

Der Wunsch: Eine Planungssicherheit von zwei bis drei Jahren „wäre großartig“. Dafür seien Mehrjahresverträge mit den Förderpartnern nötig.

Kontakt: Mädchenzentrum Aranea, Matthias-Schmid-Straße 10 in Innsbruck; Und zwar unter: 0650/2831902, info@aranea.or.at

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