Bei einer Prozession im Mölltal wird der Vertreibung der Raubtiere gedacht. Verzweifelte Almbauern mussten vor 120 Jahren zu drastischen Mitteln greifen. Was steckt dahinter?
Rosenkranz betend wanderten Pfingstsonntag mehrere Mölltaler sowie Urlauber hinauf zur Moaskapelle hoch über Mörtschach, um der Vertreibung der Wölfe zu gedenken. Denn gut 120 Jahre ist es her, als Almbauern dort viele Risse von Nutztieren zu beklagen hatten.
Wald wurde niedergebrannt
„Unsere Vorfahren wussten sich einfach nicht mehr anders zu helfen und brannten einen ganzen Wald nieder, in dem sich die Raubtiere versteckt hielten“, erzählt Bergbauer Friedl Suntinger, der den Sommer auch als Hirte auf der Astner Hochalm verbringt: „Damit hatten die Wölfe kein Rückzugsgebiet mehr und verschwanden – so haben es mir meine Großeltern und Eltern erzählt.“
Nachdem die Raubtiere auch nicht mehr zurückgekehrt waren, bauten die Bauern vom Pirkachberg im Jahr 1905 zum Dank die Moaskapelle in rund 1500 Metern Höhe, wo sie seither alljährlich der Vertreibung der Wölfe mit einer eigenen Prozession gedenken.
Wir wissen es vielleicht nicht mehr, oder wir denken nicht mehr daran, dass die Besiedelung des Mölltals ohne Schafe nicht möglich gewesen wäre.
Gottfried Rießlegger, Bergbauer aus Mörtschach
„Heute machen sich wieder viele Mölltaler große Sorgen, dass es wieder so wird, wie es schon einmal war. Die Gefahr besteht“, sagt der Mörtschacher Bergbauer Gottfried Rießlegger bei der Andacht. Alleine in diesem Frühjahr sei es im Mölltal zu so vielen Rissen gekommen wie seit mehr als 100 Jahren nicht mehr. „Ich gehe nicht mehr ohne Pfefferspray in den Wald“, sagt Daniela Suntinger: „Auch unsere Kinder haben mittlerweile Angst vor Wölfen.“
An der Prozession hat erstmals auch Sepp Obweger, der Obmann des Kärntner Almwirtschaftsvereins, teilgenommen: „Der Mölltaler Brauch zeigt, dass ein Miteinander zwischen Wölfen und Landwirtschaft einfach noch nie funktioniert hat.“
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