Professor im Gespräch

Ist die Preisexplosion begründet oder Abzocke?

Oberösterreich
08.06.2022 11:20

Jakob Kapeller ist Leiter des Instituts für Gesamtanalyse der Wirtschaft an der Linzer Kepler Uni. Er geht davon aus, dass wir uns an hohe Kosten für Energie und Lebensmittel gewöhnen werden müssen.

Krone“: Wer regelmäßig einkauft, kommt aus dem Kopfschütteln nicht mehr heraus. Speziell Obst und Gemüse sind kaum noch leistbar. Als Konsument fragt man sich mittlerweile schon oft, ob diese enormen Preissprünge überhaupt gerechtfertigt sind.
Jakob Kapeller: Grundsätzlich gibt es zwei Szenarien: Erstens, dass es tatsächlich Probleme beim Input gibt, sprich die Lieferketten funktionieren nicht wie gewohnt, die Energiepreise steigen, Arbeitskräfte fehlen. Und zweitens, die Unternehmen schauen, was bei der Preisgestaltung möglich ist. So kann beispielsweise ein Bauunternehmer durchaus in Versuchung kommen, die Preise für Photovoltaik-Paneele stark anzuheben, weil die Nachfrage ohnedies so groß ist, dass er kaum nachkommt.

Besonders heikel wird es wahrscheinlich, wenn es für ein Produkt nur ganz wenige Hersteller gibt.
Da droht die Gefahr, dass eine Preiserhöhung ohne eine offizielle Abstimmung, aber quasi mit dem Blick aus dem Augenwinkel passiert – und praktisch wie eine verbotene Kartellabsprache funktioniert.

Jakob Kapeller lehrt an der Linzer Johannes Kepler Universität und an der Universität Duisburg- Essen in Deutschland. In Linz ist der dreifache Vater auch Vorstand des Institut für die Gesamtanalyse der Wirtschaft. (Bild: JKU)
Jakob Kapeller lehrt an der Linzer Johannes Kepler Universität und an der Universität Duisburg- Essen in Deutschland. In Linz ist der dreifache Vater auch Vorstand des Institut für die Gesamtanalyse der Wirtschaft.

Verbraucherschützer prüfen eine Klage gegen den Verbund: Die Preiserhöhungen seien ungerechtfertigt.
Da gibt es das Phänomen, dass der Energiemarkt zwar durchreguliert ist, nun aber jene profitieren, die am billigsten produzieren: Sie fahren die höchsten Gewinne ein. Zugegebenermaßen eine blöde Konstellation.

Auf was muss man sich als Konsument gefasst machen?
Die Lieferketten werden sich in einem Jahr erholt haben. Aber Mobilität, Energie, Baustoffe, Wärme und Lebensmittel werden teurer werden. Bei den Baustoffen wird es durch eine globale Rezession noch am ehesten zu einer Entspannung kommen. Für den Verbraucher ist es Zeit, sich Gedanken zu machen, welche Ausweichmöglichkeiten er hat.

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