Zugunglück mit 5 Toten
Garmisch: Ermittlungen gegen drei Bahnmitarbeiter
Nach dem schweren Zugunglück bei Garmisch-Partenkirchen, bei dem fünf Menschen ums Leben gekommen sind und Dutzende weitere verletzt wurden, hat die Staatsanwaltschaft München II ein Ermittlungsverfahren gegen drei Personen wegen des Anfangsverdachts der fahrlässigen Tötung eingeleitet. Bei den Beschuldigten handle es sich um Mitarbeiter der Deutschen Bahn, sagte am Dienstag die Sprecherin der Staatsanwaltschaft, Andrea Grape.
„Es handelt sich bisher um einen Anfangsverdacht“, betonte Grape. Bis zum Abschluss der Ermittlungen bleibe offen, ob die Bahnmitarbeiter tatsächlich Mitschuld tragen. „Es gilt auch hier wie stets in solchen Fällen die Unschuldsvermutung bis zum endgültigen Abschluss des Verfahrens.“
Der Regionalzug von Garmisch-Partenkirchen nach München war Freitagmittag kurz nach der Abfahrt entgleist. Dabei starben vier Frauen und ein 14-Jähriger aus der Region, rund 40 Menschen wurden verletzt. Eine verletzte Frau ist weiter in kritischem Zustand. Unter den getöteten Frauen sind auch zwei Mütter aus der Ukraine, die mit ihren Kindern nach Bayern geflüchtet waren. An der Unfallstelle gingen am Dienstag die Aufräumarbeiten weiter. Die Bundesstraße neben dem Unglücksort ist weiter gesperrt.
Fahrgestelle von Waggons sichergestellt
Warum der Zug entgleiste, ist nach wie vor unklar. „Die Ursache dieses Unglücks ist Gegenstand der Ermittlungen“, sagte Grape. Offensichtlich rücken jedoch Schienen und Fahrgestelle ins Zentrum der Untersuchungen. Der bayrische Innenminister Joachim Herrmann sagte, die Unfallursache werde „mit dem Schwerpunkt in Richtung technische Defekte gesucht“. Fahrgestelle von Waggons (Bild unten) seien sichergestellt worden, „und es wird im Moment auch überlegt, inwieweit einzelne Schienen oder Schwellen sichergestellt werden müssen. Auf jeden Fall werden die im Moment peinlichst genau untersucht und vermessen.“
Nach einem Bericht der „Welt“ plante die Deutsche Bahn auf der Unglücksstrecke in Kürze Sanierungsarbeiten an den Gleisen. Demnach sollten vom 25. Juni bis 9. Juli zwischen Oberau und Garmisch-Partenkirchen eine nächtliche Gleislageberichtigung und Schienenerneuerungen stattfinden. Die Deutsche Bahn teilte dazu mit, sich wegen der laufenden Ermittlungen derzeit nicht äußern zu können. „Selbstverständlich setzen wir alles daran, die ermittelnden Behörden bei der Aufklärung der Unfallursache zu unterstützen“, sagte ein Bahnsprecher am Dienstag.
Soko „Zug“ führt die Ermittlungen
Die Ermittlungen zur Unfallursache führt die Soko „Zug“ bei der Kriminalpolizei in Weilheim. Am ersten Tag habe die Soko bis zu 70 Menschen umfasst, sagte der Pressesprecher des Polizeipräsidiums Oberbayern Süd, Stefan Sonntag. Auch am Dienstag waren mehr als 40 Ermittler mit der Aufklärung befasst. Ein Experte der Bundesstelle für Eisenbahnunfalluntersuchung und ein externer Gutachter seien ebenfalls beteiligt.
Derzeit würden Zeugen befragt, unter ihnen Bahnmitarbeiter und Fahrgäste. Mit vielen sei bereits gesprochen worden. „Es wird versucht, mit allen zu sprechen, die im Zug saßen. Natürlich ist jeder, der im Zug saß, ein potenzieller Zeuge“, sagte Sonntag.
Die Ergebnisse der Befragungen müssten später geordnet und bewertet sowie dann mit den Resultaten der technischen Untersuchungen zusammengeführt werden. „Es ist ein langwieriger und aufwendiger Prozess - der hoffentlich irgendwann ein Gesamtbild ergibt, das diesen Unfall rekonstruieren lässt.“ Nach ersten Schätzungen könnten die Ermittlungen Wochen oder Monate in Anspruch nehmen.
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