Die sexuelle Gesundheit darf nicht vernachlässigt werden. Es fehlt immer noch an gezieler Aufklärung über Infektionen und Therapien. Auch bei jungen Menschen.
Wenn es um Testung auf sexuell übertragbare Krankheiten bzw. Infektionen (STI) geht, denken viele Menschen zunächst an HIV/AIDS. Tatsächlich ist aber nicht minder wichtig, darüber Bescheid zu wissen, ob man sich etwa mit Hepatitis, Syphilis oder Chlamydien angesteckt hat! Dafür reicht meist eine Blutprobe oder ein Abstrich. Der „Pride Month“ im Juni ist eine gute Gelegenheit, sich mit seiner eigenen sexuellen Gesundheit auseinanderzusetzen, aber auch allgemein für mehr Aufklärung zu sorgen. Und zwar völlig unabhängig von sexuellen Vorlieben.
Wie gut sich eine HIV-Infektion heutzutage behandeln lässt, ist eine sehr positive Nachricht, die man viel öfter hervorheben sollte.
Dr. Florian Breitenecker, Teampraxis Breitenecker Wien
„In unserer Praxis sehen wir zunehmend mehr Personen, auch im heterosexuellen Bereich, die sich testen lassen wollen. Das ist eine begrüßenswerte Entwicklung, dennoch wäre breitere Information in der Bevölkerung zu diesem Tabuthema wichtig. Da müsste schon in der Schule bei den Teenagern angesetzt werden“, meint Dr. Florian Breitenecker, Teampraxis Breitenecker in Wien. Zu den häufigsten Geschlechtskrankheiten gehören z. B. Chlamydien, Bakterien, die bei Männern eine Entzündung der Harnröhre, bei Frauen des Gebärmutterhalses auslösen (Unfruchtbarkeit droht).
Gonorrhoe (Tripper) ist wieder auf dem Vormarsch und wird auch durch Bakterien verursacht. Rasche Antibiotikagabe verhindert Komplikationen durch die Ausbreitung der Infektion auf andere Organe. Hepatitis B und C bleibt oft lange unbemerkt, sollte aber ebenfalls so frühzeitig wie möglich behandelt werden. Zur Vorbeugung von Hep. A und C wird die Schutzimpfung empfohlen.
Auch die „intimen Themen“ ansprechen
Dr. Breitenecker: „Es muss aber auch im medizinischen Bereich mehr über sexuelle Gesundheit gesprochen werden. Das zählt in der Allgemeinpraxis immer noch zu den ,intimen Dingen‘, es wäre aber eine Chance für die Prävention und mehr Bewusstseinsbildung.“ In Bezug auf HIV (Humanes Immundefizienz-Virus) herrscht nach wie vor viel Unsicherheit und Informationsbedarf, sogar in der Ärzteschaft. Einen HIV-Test zu machen, stellt heutzutage bei uns kein Problem mehr dar. Es gibt zahlreiche Anlaufstellen, und auch anonyme Testungen sind möglich, um die Schwellenangst zu nehmen und den Zugang zu erleichtern. HIV-Spezialisten, Labors und der Zweigstellen der AIDS-Hilfen finden sich im Internet.
Noch immer ist zu wenig bekannt, dass moderne Medikation nicht nur den Ausbruch von AIDS verhindern können, sondern „sich die Viruslast mittels funktionierender Therapie unter die Nachweisgrenze bringen lässt und man damit nicht mehr infektiös ist“, so Dr. Breitenecker. Meist reicht dafür eine Tablette pro Tag. Vorausgesetzt natürlich, dass eine Ansteckung zeitnah erkannt und behandelt wird. Über die Option, HIV-Medikamente in Form von Injektion, die nur mehr alle zwei Monate nötig ist, zu verabreichen, haben wir bereits berichtet - dies ist jetzt auch in Österreich möglich. Die Kassen übernehmen aber vorerst nur die Kosten für Patienten mit Schluckstörungen.
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