Im Pride Month Juni („Stolz-Monat“) werden weltweit Personen aus der LGBTQ+-Community gefeiert: mit Veranstaltungen wie Regenbogenparaden, Lesungen, Konzerten und mehr. Lesen Sie, wie die Diskriminierung von LGBTQ+-Personen in Österreich und der EU gestoppt werden kann - mithilfe der Gesellschaft und der Politik.
Wie viele Mitglieder die LGBTQ+-Community in Österreich hat, ist nicht ganz klar: Die sexuelle Orientierung wird länderweit statistisch nämlich nicht erfasst. Studien schätzen die Quote von Homosexuellen auf zwei bis zehn Prozent der Gesamtbevölkerung, bei Bisexualität könnten es sogar ganze 50 Prozent sein.
Mehr Bewusstsein für LGBTQ+
Klar ist jedenfalls: In den vergangenen Jahren hat sich das gesellschaftliche Bewusstsein für verschiedene sexuelle Orientierungen, für Geschlechter abseits des binären Systems verstärkt. Trotz aller Offenheit haben Schwule, Lesben, Bisexuelle und Transgender es noch immer in vielen Lebensbereichen schwer: „Vor allem in der Schule litt ich sehr“, erinnert sich etwa der Kärntner Gregor (26) an Homophobie, die er als Jugendlicher am eigenen Leib erfahren musste (siehe Interview unten).
Angst vor Diskriminierung ist allgegenwärtig
In der Arbeitswelt ist das oft nicht anders, belegt die Arbeiterkammer mit einer Studie: Noch immer sind mehr als 40 Prozent der befragten Beschäftigten im Beruf nicht geoutet. Das kann verschiedene Gründe haben, bei zahlreichen LGBTQ+-Personen spielt die Angst vor Ausgrenzung aber eine wesentliche Rolle.
Die Agentur der Europäischen Union für Grundrechte goss diese Furcht im Jahr 2020 in Zahlen: 43 Prozent aller befragten LGBTQ+-Personen erfuhren laut dieser Studie persönlich Diskriminierung oder Belästigung wegen ihrer sexuellen Orientierung bzw. Identität. 21 Prozent fühlten sich am Arbeitsplatz benachteiligt, in Österreich waren es 20 Prozent - und das trotz EU-weitem Diskriminierungsschutz.
Das hilft gegen die LGBTQ+-Ausgrenzung
Betroffene können etwa nicht am Smalltalk mit Kollegen teilnehmen - egal, ob es um Hobbys, anstehende Urlaubsplanung oder Familien- und Kinderthemen geht. Sie berichten von Witzeleien bis hin zu physischen Angriffen. Was braucht es also, damit diese Diskriminierung ein Ende nimmt? LGBTQ+-Organisationen sind sich einig: mehr Bewusstsein in der Gesellschaft und einen rechtlichen Rahmen!
Für ein umfassendes Antidiskriminierungsgesetz setzt sich etwa die HOSI Wien, der ersten Lesben- und Schwulenverband Österreichs, ein. Die Politik zieht nach: Justizministerin Alma Zadic (Grüne) will die rechtliche Diskriminierung von LGBTQ+-Personen seit 1945 aufarbeiten und so Handlungsempfehlungen für die heutige Politik erstellen.
„Schluss mit der Diskriminierung“
Der Klagenfurter Gregor ist 26 Jahre alt, arbeitet als Pflegeassistent bei der Caritas und lebt offen homosexuell. Im „Krone“-Interview erzählt er, wie er sich für Gleichberechtigung einsetzt, und verrät, was er sich für die Zukunft der LGBTQ+-Community wünscht.
„Krone“: Haben Sie selbst Ausgrenzung oder Homophobie erlebt?
Gregor: Ja, vor allem in der Schulzeit wurde ich wegen meiner Homosexualität gemobbt und diskriminiert. Das hat mich stark geprägt. Ich bin immer offen mit meiner Sexualität umgegangen. In meiner Familie habe ich das so mitbekommen, dass das etwas Normales ist - ich habe mich nie anders als andere gefühlt. Inzwischen bin ich 26 Jahre alt, arbeite als Pflegeassistent bei der Caritas und setze mich für Gleichberechtigung ein.
Wie sieht dieser Einsatz aus?
Ich unterstütze Organisationen wie die NGO „All out“, die sich auch im Ukraine-Krieg oder im Rahmen der Fußball-WM in Katar auf die Rechte der LGBTQ+-Community konzentriert. In meinem privaten Umfeld kläre ich auf und biete Schutz - die Polizei Kärnten hat mich etwa einmal eingeladen, damals hielt ich einen Vortrag vor Polizeischülern, das Interesse war sehr groß.
Was wünschen Sie sich für die Zukunft?
Ich wünsche mir, dass niemand aufgrund seiner Sexualität, seines Geschlechts oder seiner Pronomen diskriminiert wird. Und, dass die LGBTQ+-Community nicht nur als „normal“ angesehen wird, sondern, dass es gar keinen Diskussionsbedarf mehr darüber gibt.
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