Frankreich überzeugt:
„Historische Einigung“ bei Flüchtlingsverteilung
Seit Jahren ringen die EU-Staaten um eine faire Verteilung von Geflüchteten in den 27 Mitgliedsländern. Wie der französische Innenminister und amtierende EU-Ratsvorsitzende Gérald Darmanin am Freitag auf Twitter mitteilte, wurde bei einem Treffen in Luxemburg nun eine „historische Einigung“ unter anderem auf ein System zur freiwilligen Umverteilung von Flüchtlingen erzielt. Teil des „wesentlichen Fortschritts“ sei auch ein stärkerer Außengrenzschutz. Österreichs Innenminister Gerhard Karner (ÖVP) reagierte mit Skepsis.
Eine „große Mehrheit“ der Staaten habe sich auf die beiden Rechtsakte zum Außengrenzschutz sowie den Solidaritätsmechanismus zur Umverteilung verständigt, so Darmanin. „In den nächsten Tagen werden die französische Präsidentschaft und die Kommission ein Treffen der ‘Solidaritätsplattform‘ organisieren, um diese historische Einigung eine konkrete Form zu geben.“
Karner klar gegen Verteilung
Innenminister Gerhard Karner (ÖVP) sprach sich klar gegen eine Verteilung von Asylsuchenden in der EU aus. Österreich werde keine zusätzlichen Migranten über diesen Mechanismus aufnehmen und auch keinen finanziellen Beitrag leisten, betonte Karner. Die politische Vereinbarung sei von Österreich, Polen, Ungarn, der Slowakei sowie Estland, Lettland und Litauen abgelehnt worden.
„Kontrolle und Registrierung an den Grenzen - Eurodac und Screening - sind wichtige Schritte in die richtige Richtung“, so Karner. „Eine Umverteilung von Migranten in Europa ist aber das Gegenteil und vor allem ein völlig falsches Signal an die Schlepper. Deshalb lehnen wir diesen Vorschlag ab.“
Deutschland solidarisch
Die deutsche Innenministerin Nancy Faeser sagte nach Angaben der Deutschen Presse-Agentur (dpa), dass sich Berlin an einem Solidaritäts-Mechanismus zur Unterstützung der Mittelmeerländer im Umgang mit Asylsuchenden beteiligen werde. Berlin und Paris würden gemeinsam vorangehen, sagte sie auf die Frage, wie viele Flüchtlinge Deutschland aufnehmen würde. Sie schätzte, dass sich zehn bis zwölf Länder beteiligen könnten. Unklar war, ob sie Flüchtlinge aufnehmen oder auf andere Weise Hilfe leisten würden.
Karner begrüßte beim Treffen einen neuen Vorschlag der französischen EU-Ratspräsidentschaft zum Schengener Grenzkodex. Es müsse auch in Zukunft möglich sein, Binnengrenzkontrollen im Bedarfsfall durchzuführen, betonte Karner am Freitag vor einem Treffen mit seinen EU-Amtskollegen in Luxemburg. Reisefreiheit sei wichtig, aber man müsse auch auf die Sicherheit achten. Wie diese Binnengrenzkontrollen aussehen sollen, ist laut Karner Thema der heutigen Sitzung.
EuGH: Grenzkontrollen nicht rechtens
Im Schengen-Raum, der 26 europäische Länder umfasst, gibt es eigentlich keine stationären Personenkontrollen an den Landesgrenzen. In den vergangenen Jahren nutzen aber mehrere Staaten eine Ausnahmeregelung und führten wieder Kontrollen ein. Dies führt im Fall Österreichs vor allem beim südlichen Nachbarland Slowenien für Verstimmung, das keine sachliche Rechtfertigung für die Kontrollen sieht.
Der EuGH stellte jüngst fest, dass Österreich schon seit 2017 die für die Kontrollen erforderliche ernsthafte Bedrohung seiner öffentlichen Ordnung nicht nachgewiesen haben dürfte. Eine abschließende Entscheidung liegt beim zuständigen Gericht in Österreich. Dieses hatte die Luxemburger Höchstrichter angerufen, nachdem ein Unionsbürger einen an der Grenze zu Slowenien ausgestellten Verwaltungsstrafbescheid bekämpft hatte.
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