Wenn René Benko Pläne schmiedet, dann geizt er in der Regel nicht mit Superlativen: Also war schon Monate vor der Erstnotiz der Signa Sports United an der New Yorker Stock Exchange (NYSE) vom „größten Börsengang im deutschen Sprachraum seit vielen Jahren“ sowie einer Bewertung von bis zu vier Milliarden US-Dollar die Rede. Ein halbes Jahr nach dem ersten Aufschlag auf dem Börsenparkett macht sich erneut Ernüchterung breit.
Vor allem bei genauerem Blick auf die Bilanzzahlen des ersten Halbjahres, die Signa Sports United kürzlich vorlegen musste: Darin findet sich ein herber Nettoverlust in der Höhe von 202 Millionen Euro. Ebenfalls bemerkenswert aus Sicht der Investoren: Die Beraterkosten, die sich im zweiten Quartal - im Vergleich zum Vorjahreszeitraum - von 2,5 auf 11,8 Millionen Euro erhöhten. Im ersten Halbjahr gab Signa Sports United sogar 31,4 Millionen Euro für - laut Signa-Eingabe an die Börsenaufsicht - nicht näher definierte Beratungsleistungen aus.
Signa Sports United war Mitte Dezember 2021 von Benko und seinem umtriebigen Signa-Retail-Chef Dieter Berninghaus an die New Yorker Börse gebracht worden. Die Aktie hatte allerdings binnen weniger Tage massiv an Wert eingebüßt, weshalb die Schweizer „Handelszeitung“ bereits vor Weihnachten von einem „Flop“ berichtete: „Ein erfolgreiches Debüt sieht anders aus.“
Baustelle Galeria Karstadt Kaufhof
Den Kaufhausjongleur scheint das Geschäftsglück verlassen zu haben: Erst vor wenigen Tagen hatte das „Manager Magazin“ von einer dunkelroten Bilanz bei Benkos deutscher Warenhandelsgesellschaft Galeria Karstadt Kaufhof berichtet: Demnach habe die zur Signa-Gruppe zählende Unternehmung im Geschäftsjahr 2020/21 bei einem Umsatz von 2,1 Milliarden Euro einen Jahresfehlbetrag von 622 Millionen Euro zu verdauen. Einzig dank des deutschen Staates, der Anfang 2022 erneut mehr als 200 Millionen Euro als stille Einlage gewährt hätte, habe laut dem Magazin „Schlimmeres verhindert“ werden können. Mehr noch: Auch im laufenden Geschäftsjahr müsse Galeria Karstadt Kaufhof „mit einem Verlust im unteren bis mittleren dreistelligen Millionenbereich“ rechnen.
Baustelle Südtirol
Auch in Südtirol offenbaren sich bei genauerer Betrachtung gewisse Signa-Baustellen: Im Mai hatte die Dienststellenkonferenz des Landes laut Südtiroler Medien das Virgl-Projekt der Signa-Gruppe rund um die weltbekannte Ötzi-Mumie für „nicht durchführbar“ erklärt. Auch beim sogenannten Waltherpark gibt es Probleme: Laut der „Rai Tagesschau“ haben ein Wassereinbruch sowie Asbest-Rückstände zu einem erheblichen zusätzlichen Aufwand geführt. Der umstrittene Shopping-Tempel soll in der zweiten Jahreshälfte 2024 eröffnet werden.
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