Vor 60 Jahren gab es im dichtest besiedelten Teil der Stadt nicht nur duzende Einzelhändler. Ein Zeitzeuge erinnert sich.
„Lehen schaut heute ganz anders aus als damals in meiner Kindheit.“ Da ist sich der Salzburger Hans-Peter Gmachl sicher. Als waschechter Lehener - schon seine Großeltern wohnten dort - lebt er seit 75 Jahren in dem nördlichen Teil der Mozartstadt. „Lehen war früher sehr bescheiden und nicht so verbaut“, sagt Gmachl, der im sogenannten Heeresbau groß wurde. In jener Gegend, in der sich heute dutzende Friseurläden und Imbissbuden befinden, gab es während seiner Kindheit eine Vielzahl an Bäckereien, Gemischtwarenläden sowie Textil- und Farbengeschäften. „Das war damals noch eine richtige Einkaufsmeile, obwohl es auch eine grüne Oase war“, schmunzelt Gmachl, der diesen Stadtteil sein Leben lang nicht verlassen hat. „Ich bin ein Alt-Lehener und das werde ich auch immer bleiben.“
Hausgemachtes Eis und amerikanische Jeeps
Der Salzburger Stadtteil, in dem sich heute die Stadtbibliothek und die „TriBüne Lehen“ befindet, entstand überwiegend im Wiederaufbauboom ab den 1950er Jahren. Während sich Lehen durch Neubauten zu einem der am dichtest besiedelten Stadtteilen etablierte, gab es in Gmachls Kindheit immer noch jene Barackensiedlungen, die zuvor als Kriegsgefangenenlager der Nationalsozialisten genutzt wurden.
Nach dem Zweiten Weltkrieg brachte man dort deutschsprachige Vertriebene und Zugezogene unter. Noch bis in die 1980er Jahre waren solche Baracken in der Landeshauptstadt zu finden. Während heute jedoch nichts mehr davon zeugt, erinnert sich Gmachl, manchmal wehmütig, noch gut an die Gegend von damals.
Da gab es zum Beispiel auch eine Garage, direkt hinter dem Lehener Wirt, da hat ein Konditor selbst Eis erzeugt und verkauft.
Hans-Peter Gmachl
Neben den vielen kleinen Einkaufsmöglichkeiten und einstöckigen Wohnungen aus der NS-Zeit gab es auch ein amerikanisches Militärgelände. „Die Amerikaner sind damals mit Jeeps durch die Straßen gefahren. Wir hatten nur alte Gefährte, gezogen von Pferden und Ochsen. Das war für uns Burschen schon sehr spannend“, erzählt der heute 75-jährige Salzburger.
Getreide- und Obstbauern mitten im Stadtteil Lehen
An der Ecke Schumacherstraße/Ignaz-Harrer-Straße, wo sich heute das Wettcafé „Admiral“ und die Tankstelle „Agip“ befinden, lebte in Gmachls Kindheitszeiten der Bauer Fuchshuber. „Als Kinder haben wir dort auch oft gespielt“, sagt der Salzburger. „Da hat es einen Schutzraum aus Beton gegeben. Da sind wir als Kinder oft hinunter gegangen. Der Bauernhof verschwand dann aber in meiner Jugend.“ Doch nicht nur den Bauern Fuchsuber hat es in den 1950 und 1960er Jahren in Lehen gegeben. „Es waren viele Getreide- und Obstbauern hier. Und bei denen haben wir auch unsere Milch kaufen können“, erzählt der Salzburger Pensionist.
Kommentare
Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.
Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.
Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.