Die Inflation wird Österreichs Haushalte härter treffen als bisher angenommen! Denn die Reallöhne, also das um die Inflation bereinigte Arbeitseinkommen, dürften um 2,5% und damit „historisch stark“ zurückgehen. Das geht aus der aktuellen Prognose der Nationalbank hervor.
Die heuer mit 7 Prozent erwartete hohe Inflation schlägt sich drastisch auf die Kaufkraft nieder. Die Nationalbank (OeNB) rechnet, dass die Nettoreallöhne um satte 2,5% (siehe Grafik unten) sinken werden. Das ist das stärkste Minus seit 25 Jahren. Im Dezember ging die OeNB noch von 2,7%, im April von 5,6% aus.
Höhere Nominallöhne können Teuerung nicht ausgleichen
Die hohen Kollektivvertragsabschlüsse von im Schnitt heuer 4% könnten die Teuerung nicht ausgleichen, heißt es. Im nächsten Jahr rechnet OeNB-Gouverneur Robert Holzmann „nur“ mehr mit einem Anstieg der Verbraucherpreise um 4,2%. Da auch die Lohnabschlüsse höher sein werden als heuer, geht man 2023 wieder von einem Zuwachs der Kaufkraft um 1,4%, 2024 von weiteren 0,4% aus.
Sparquote sinkt
Krieg und hohe Inflation dämpfen allerdings das Wirtschaftswachstum auf heuer 3,8% und 2023 auf 1,9% ein. Einer der Treiber dürften die weiter starken Konsumausgaben bleiben. In den letzten zwei Jahren hätten die Haushalte gut 20 Milliarden Euro zusätzlich gespart. Der Großteil davon werde wieder ausgegeben und stütze somit die Konjunktur, so die OeNB. Die Sparquote werde daher von knapp 12% im Vorjahr auf heuer 8,4% sinken.
Gewerkschaft schlägt Alarm
Der Gewerkschaft ÖGB stieß die hohe Inflationserwartung der OeNB sauer auf. Es kann nicht sein, dass wir immer noch auf Maßnahmen gegen die explodierenden Preise warten", sagte ÖGB-Präsident Wolfgang Katzian. Die Gewerkschaft spricht sich unter anderem für eine befristete Streichung der Mehrwertsteuer auf Lebensmittel, eine vorübergehende Senkung der Spritsteuer sowie für Mietobergrenzen für ältere Wohngebäude aus.
Die NEOS nahmen die heutigen Konjunkturprognosen der Nationalbank dagegen zum Anlass, erneut die Abschaffung der Kalten Progression einzumahnen. Die Wirkung der Steuerreform 2022 sei bereits verpufft, es brauche weitere Einkommenssteuersenkungen statt “sinnloser Gutscheine", so NEOS-Wirtschaftssprecher Gerald Loacker laut Aussendung. So könne auch der private Konsum gestützt werden.
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