Covid-19-Impfungen

Vierter Stich erfordert Fingerspitzengefühl

Herwig Kollaritsch warnt vor einem allzu laschen Umgang mit der Auffrischungsimpfung.

(Bild: GEORG HOCHMUTH)

Sommerruhe vor dem Herbststurm: Infektiologe Herwig Kollaritsch warnt davor, Impfungen und den Grünen Pass ad acta zu legen

Soll ich mir den vierten Stich holen? Werde ich ihn überhaupt brauchen? Fragen, die viele Menschen ob eines (erneut) ruhigen Corona-Sommerbeginns mit niedriger Spitals-Belegung und kaum Einschränkungen stellen. Zudem empfiehlt das Nationale Impfgremium die vierte Impfung nur Risikogruppen, also Menschen über 80 Jahre, immunsupprimierten Personen beziehungsweise jenen mit Vorerkrankungen nach ärztlicher Absprache – vorerst.

Warnung vor neuem Krisenmodus im Herbst
Denn während Ursula Wiedermann-Schmidt, Leiterin der Infektiologie an der MedUni Wien, bereits eine weitere Immunisierung ab 65 Jahren „persönlich für sehr vernünftig“ hält, warnt aus dem Gremium auch Herwig Kollartisch: „Wir haben letzten Herbst erlebt, dass Omikron wieder für einen Krisenmodus sorgte. Wir spielen das Spiel nun das dritte Jahr. ,Aus dem Auge, aus dem Sinn‘, ist keine gute Haltung!“ Gesundheitsminister Johannes Rauch hat die Teststrategie bis Herbst verlängert. Auch Kollaritsch sagt: „Wir werden den Grünen Pass im Herbst sicher wieder brauchen, müssen mit Sommerende beim Impfen auf den Mitmachwillen der Bevölkerung setzen.“

Infektiologe Herwig Kollaritsch empfiehlt weiterhin den Grünen Pass.

(Bild: Klemens Groh)

(Bild: APA/Hans Punz)

Neue Impfstoffe und Virusvarianten entstehen
Vorschnell alle in den vierten Stich zu treiben bringt nichts, es braucht Fingerspitzengefühl. „Zwei bis drei Monate nach der Impfung können wir einen gewissen Infektionsschutz gewährleisten. Daher wollen wir das Pulver nicht zu früh verschießen.“ Dann eher vorm Herbst Empfehlungen nachschärfen. Wobei die Entwicklung neuer Virus-Varianten ebenso beäugt wird wie jene der Impfstoffe. „Sind die bivalenten Stoffe, also jene, die auch gegen Omikron schützen, rechtzeitig da, würden sie einen Vorteil bieten“, so Kollaritsch. „Wir wissen von der Schutzdauer noch zu wenig, aber eine Grundimmunisierung von zwei Saisonen wäre möglich.“

18 Millionen Impfdosen zum Schutz gegen Covid-19 wurden in Österreich inzwischen verabreicht. Mit Sommerende könnte bei vielen Menschen der vierte Stich nötig werden.