10.000 Soldaten tot
Selenskyj kritisiert Zerstörungswillen Russlands
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat Russland vorgeworfen, „jede Stadt“ in der ostukrainischen Donbass-Region zerstören zu wollen. Das ukrainische Militär tue aber alles, „um die Angriffe der Besatzer zu stoppen“. Nach Angaben eines Präsidentenberaters sind seit der russischen Invasion im Februar etwa 10.000 Soldaten der ukrainischen Armee getötet worden.
„Russland will jede Stadt im Donbass verwüsten, jede einzelne, ohne Übertreibung. Wie Wolnowacha, wie Mariupol“, sagte Selenskyj in seiner Videoansprache am Freitagabend mit Blick auf zwei kriegszerstörte Städte im südlichen Donbass. Vor allem im östlichen Donbass wurde am Freitag weiter heftig gekämpft, insbesondere in der umkämpften Stadt Sjewjerodonezk in der Region Luhansk.
„Wahrzeichen von Sjewjerodonezk“ zerstört
Nach Angaben des Gouverneurs Serhij Hajdaj zerstörten die Russen am Freitag eine wichtige Sporthalle in der Stadt: „Eines der Wahrzeichen von Sjewjerodonezk wurde zerstört. Der Eispalast ist abgebrannt“, erklärte er.
In der südlichen Region Cherson griff die ukrainische Armee nach eigenen Angaben unterdessen russische Militärstellungen an. Die Luftwaffe habe Angriffe auf Standorte mit Ausrüstung und Personal sowie Felddepots in der Nähe von fünf Ortschaften in der Region geflogen, teilte der Generalstab mit.
Sorge vor weiterem Referendum
Die Region Cherson wird seit den ersten Tagen der russischen Invasion nahezu vollständig von russischen Truppen kontrolliert. Kiew befürchtet, dass Moskau dort demnächst ein Referendum nach dem Vorbild der 2014 annektierten Krim über einen Anschluss an Russland abhalten könnte. Die Ukraine hat eine Offensive zur Rückeroberung des Gebiets gestartet. Die militärische Lage dort bleibe „angespannt“, erklärte das ukrainische Präsidialamt.
Täglich bis zu 100 tote Soldaten
Etwa 10.000 Soldaten der ukrainischen Armee sind nach Angaben des Präsidenten-Vertrauen Olexij Arestowytsch seit der russischen Invasion im Februar getötet worden. Die Zahl fiel am Freitag in einem der regelmäßigen Youtube-Videointerviews Arestowytschx mit dem russischen Oppositionellen Mark Feygin.
Diese Woche hatte Verteidigungsminister Olexij Resnikow gesagt, dass aktuell täglich bis zu 100 ukrainische Soldaten getötet würden. Arestowytsch sagte darüber hinaus, dass auf ukrainischer Seite auch zu Beginn des Krieges rund 100 Militärangehörige pro Tag gestorben seien. Auf Feygins Frage, ob man also von rund 10.000 getöteten Soldaten insgesamt ausgehen könne, antwortete er: „Ja, so in etwa“.
Artillerie gewinnt an Bedeutung
Weder von der Ukraine, noch von Russland gab es bisher erschöpfende Angaben zu den Verlusten in dem am 24. Februar begonnenen Krieg. Laut Arestowytsch werden dauerhaft mehr russische als ukrainische Soldaten getötet. Am Freitag seien die Angriffe der ukrainischen Artillerie mit westlicher Munition besonders effizient gewesen, sagte er und nannte die Schätzung von rund 600 getöteten russischen Soldaten.
Mehr Tempo bei Waffenlieferungen gefordert
Mit Blick darauf appellierte der Selenskyj-Berater an den Westen, viel schneller Waffen und Munition zu liefern. Die ukrainische Regierung sei zwar für die bisherige Hilfe sehr dankbar, ohne die man vermutlich bereits hinter den Dnepr-Fluss zurückgedrängt worden wäre. Er verstehe aber die Langsamkeit bei den Lieferungen nicht. Um die russische Aggression zurückzuschlagen, brauche die Ukraine unter anderem schnell mehr Artillerie-Feuerkraft, betonte Arestowytch.
Wie von Militärexperten erwartet, spielt die Artillerie in der umkämpften Ost-Ukraine eine größere Rolle als beim zurückgeschlagenen russischen Vormarsch zur Hauptstadt Kiew.
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