„Krone Vorarlberg“-Kolumnist Harald Petermichl hat sich für die neueste Ausgabe von „Ach, übrigens...“ mit verwirrenden Geschehnissen in der Welt der Fußballfunktionäre beschäftigt und sich dabei deren Finanzen etwas genauer angesehen.
Man muss derzeit schon sehr akkurat lesen im reichhaltigen Plenterblätterwald, um nicht komplett den Überblick zu verlieren, wenn es um aktuelle juristische Geplänkel, fragwürdige Zahlungen und so geht. Bei den selbsternannten „Besten im Westen“ ist ständig von einem Herrn Natter die Rede, der im allgemeinen Trubel offenbar vergessen hat, marginale Beträge zu versteuern und sich daher selbst angezeigt hat, bevor jemand anders auf dumme Gedanken kommt, in Bellinzona äußert Sepp Blatter gerade seinen Unmut darüber, dass sich das dortige Gericht anmaßt, sich mit ihm, dem Kollegen Platini und ebenfalls seltsamen Zahlungen zu befassen, und einen Herrn Kattner gibt es, um die Verwirrung komplett zu machen, auch noch.
Gemein haben die Causae, dass vorwiegend „die anderen“ schuld an dem ganzen Schlamassel sind, das sei schon mal festgehalten. Im Fall Blatter wäre das besagter Herr Kattner, der 2015 bei einer Razzia in der Zürcher FIFA-Zentrale gepetzt hat, sein Boss habe im Jahr 2011 an Platini zwei Millionen Schweizer Franken überwiesen, „eine geschuldete verspätete Lohnzahlung“, wie der FIFA-Sepp beteuert und daher nicht versteht, dass dieser Monetentransfer von einem Gericht überhaupt beäugt wird. Ein Spielverderber also der Herr Kattner, seines Zeichens ehemaliger FIFA-Finanzchef. Ehemalig, weil er 2016 fristlos entlassen worden ist, als bekannt wurde, dass er, Blatter und ein gewisser Herr Valcke sich gegenseitig ziemlich hohe Gehaltszahlungen genehmigt hatten, um den Verwaltungsapparat des Weltverbands nicht über Gebühr zu belasten. Unbürokratisch und daher sehr löblich.
Jérôme Valcke wiederum hat auch eine bemerkenswerte FIFA-Vita vorzuweisen. 2006 als Marketing-Chef entlassen, weil er seinem Arbeitgeber Strafzahlungen in Höhe von 90 Millionen US-Dollar eingebrockt hatte, wurde er 2007 zum Generalsekretär gewählt (Blatter: „Starke Leute holt man zurück.“), um 2015 „mit sofortiger Wirkung bis auf Weiteres von all seinen Aufgaben entbunden“ zu werden. Auch hier musste bereits das Gericht in Bellinzona tätig werden, als man 2020 begann, Entscheidungen Valckes bei der Vergabe von TV-Rechten für die WM-Turniere 2026 und 2030 zu prüfen. Für Kurzweil ist gesorgt vor den eidgenössischen Gerichten und der Berufsstand der Jurist:innen kann sicher sein, dass es auf Jahre hinaus verlässlich das eine oder andere nicht schlecht dotierte Mandat im FIFA-Dunstkreis geben wird. So ist allen geholfen, man darf dabei nur nicht den Überblick verlieren, womit wir wieder am Anfang wären.
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