Portrait

Verantwortung für kommende Generationen

Vorarlberg
12.06.2022 18:25

Naturschutzbund-Obfrau und Ikone der Anti-Atom-Bewegung: Seit Jahrzehnten kämpft Hildegard Breiner unermüdlich für die Umwelt.

Offensichtlich hält Protest jung, denn nie und nimmer würde man die körperlich und geistig überaus agile Dame auf 86 Jahre schätzen. Ist sie aber - und zudem seit fast 50 Jahren Frontfrau, was Anti-Atom-Aktivismus und Widerstand gegen den Raubbau an der Natur betrifft. „Mein Mann erkannte als Ingenieur schon früh das Menschenverachtende der Atom-Technik. Daher begannen wir, uns gegen die Inbetriebnahme des AKW Zwentendorf zu wehren“, erinnert sich die frühere Prokuristin an erste Aktionen. Mit Erfolg: Die beiden scharten Gleichgesinnte um sich, verteilten Info-Material und schafften das scheinbar Unmögliche. Auch dank der vielen Vorarlberger Nein-Stimmen blieb Zwentendorf außer Betrieb, was vor allem den Breiners zu verdanken ist. „Zu einer großen Bewegung wurde das Ganze anlässlich der Wiederaufbereitungsanlage Wackersdorf. Plötzlich waren es Zehntausende, die diesem Wahnsinn ein Ende setzen wollten. Und so wurde auch Wackersdorf verhindert.“

Hildegard Breiner schützt die Natur nicht nur gerne, sie hält sich auch liebend gern darin auf - etwa mit ihrer Wandergruppe. Gemeinsam lässt sich einiges entdecken. (Bild: mathis.studio)
Hildegard Breiner schützt die Natur nicht nur gerne, sie hält sich auch liebend gern darin auf - etwa mit ihrer Wandergruppe. Gemeinsam lässt sich einiges entdecken.

Seit jeher agiert die Bregenzerin allerdings nicht des Protestes wegen, sondern sucht immer nachkonstruktiven Lösungen. So war sie Initiatorin der „SonnenSchein“-Kampagne, die früh der Erderwärmung entgegenwirken sollte, auf Sonnenenergie setzte und Vorarlberg zu einem Muster-Ländle in punkto Photovoltaik machte. „Ich bin Realistin, was die Klimaziele (max. 1,5 Grad Erwärmung) betrifft. Das wird global gesehen wohl unmöglich sein. Gerade deshalb sollte jeder einzelne bei sich anfangen und umweltbewusst leben. “Denn wenn man denkt, dass sich eh nichts ändert, ändert sich wirklich nichts„, setzt Hildegard auf ein „trotziges Trotzdem“. Als Obfrau des Naturschutzbundes hat sie jedenfalls genug Baustellen. „Sei es ein Steinbruch an der Kanisfluh, Straßenprojekte wie die S18 oder die Tunellspinne, Speicherseen für Kunstschnee oder eine fatale Bodenpolitik - zu tun gibt es genug."

Generationenverbindend für das Klima
“Nicht alle ‘Sünden’ können wir verhindern, manche schon“, gibt sich die Mutter und Großmutter, die ihr Handeln auch als Verantwortung gegenüber kommenden Generationen sieht, unbeirrt kämpferisch. „Umso mehr freut mich die ’Fridays For Future’-Bewegung, die eine neue Generation für Klimaziele motivierte“, so die vielfach ausgezeichnete Grand Dame des Umweltschutzes, die sich auch bei „FFF“-Aktionen engagiert und dort geradezu verehrt wird. Und dass ihr auch Kulturprojekte nicht fremd sind, beweist sie von 16. bis 22. Juni beim „Analog Laboratorium" am Lustenauer Vetterhof, wo sie an einem theatralen Projekt mitplant und -wirkt. Auch so etwas hält jung...

Porträt von Raimund Jäger
Raimund Jäger
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