Ein texanisches Start-up will mit einem neuen Überschallflugzeug die Luftfahrt revolutionieren: Venus Aerospace, gegründet von ehemaligen Mitarbeitern der Raumfahrtfirma Virgin Orbit, will in einem Jahrzehnt mit dem „Stargazer“-Jet Reisen mit Mach 9 ermöglichen - der neunfachen Schallgeschwindigkeit von mehr als 11.100 Kilometern pro Stunde.
In diesem Höllentempo würde eine Reise über den Pazifik nicht elf Stunden, sondern nur noch eine dauern, rechnet das Wirtschaftsmagazin „Bloomberg“ vor, das mit den Gründern gesprochen hat. Sassie und Andrew Duggleby arbeiteten zuvor beim Raumfahrtunternehmen Virgin Orbit. Das verpasste Geburtstagsfest einer Großmutter habe bei ihnen den Traum geweckt, ein neues Überschallflugzeug zu konstruieren.
Chefingenieur: „Diesmal wird es funktionieren“
Andrew Duggleby weiß, dass sein Traum vom Mach-9-Flugzeug vorerst Zukunftsmusik ist. Der Chefingenieur: „Alle paar Jahrzehnte versuchen sich Menschen daran. Diesmal wird es funktionieren.“ Grund für seine Zuversicht seien eigens entwickelte Triebwerke, die nicht nur kein CO2 ausstoßen, sondern auch erheblich effizienter als bisherige Modelle arbeiten sollen.
Das 15-köpfige Team um Ehepaar Duggleby arbeitet in Houston schon seit 2020 an dem Überschallflugzeug, auch eine Überschalldrohne ist in der Entwicklung. Von Investoren wurden rund 34 Millionen US-Dollar zur Verfügung gestellt. Der Cheftechniker hofft, mit dem „Stargazer“-Jet in einem Jahrzehnt abheben zu können. Vorerst existiert das Flugzeug - siehe Video - aber nur als Konzept.
Keine zivilen Überschallreisen seit Ende der Concorde
Zivile Reisen mit Überschallgeschwindigkeit sind seit Herbst 2003 nicht mehr möglich: Damals wurde das einzige Überschall-Passagierflugzeug - die französisch-britische Concorde erreichte Mach 2,2 - außer Dienst gestellt.
Drei Jahre zuvor kam es in Paris zu einem tragischen Absturz: Ein Reifenplatzer beim Start und durch die Luft wirbelnde Trümmerteile sorgten für ein Leck im Kerosintank der linken Tragfläche. Das Flugzeug fing Feuer und stürzte ab. Alle 109 Passagiere sowie vier Personen am Boden starben.
Die Sowjetunion hatte in den Sechzigerjahren mit der Tupolew Tu-144 ebenfalls ein Überschall-Passagierflugzeug entwickelt. Es war aber nur für kurze Zeit als Linienmaschine im Einsatz: 1973 kam es bei einer Flugshow in Paris, bei der auch die Concorde vorgeführt wurde, zum Absturz. Nach mehreren weiteren Zwischenfällen - Notlandungen, Abstürze mit Totalverlust - wurde das Tu-144-Programm eingestellt.
United Airlines bestellte 15 „Overture“-Überschalljets
Seit dem Aus für die Concorde machen immer wieder kleinere Start-up-Unternehmen mit Plänen für Überschall-Passagierflugzeuge von sich reden - etwa Boom Supersonic, wo derzeit das Flugzeug „Overture“ entwickelt wird, das ab 2029 in den Linienbetrieb starten soll. Es soll mit 1,7-facher Schallgeschwindigkeit - fast so schnell wie einst die Concorde - unterwegs sein. Die US-Fluggesellschaft United hat 15 Exemplare vorbestellt.
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