Zum Tode verurteilt

Familie der Briten sieht „illegalen Schauprozess“

Ausland
11.06.2022 20:50

Die Familie eines von prorussischen Separatisten zum Tode verurteilten Briten hat sich schockiert über das Urteil in der selbst ernannten Donezker Volksrepublik gezeigt. Das britische Außenministerium teilte am Samstag im Auftrag der Angehörigen mit, die ganze Familie des 48-Jährigen sei „am Boden zerstört und betrübt über den Ausgang des illegalen Schauprozesses durch die sogenannte Volksrepublik Donezk“.

Als ukrainischer Einwohner und unter Vertrag stehender Marinesoldat sollten ihm alle Rechte eines Kriegsgefangenen gemäß der Genfer Konvention gewährt werden, hieß es nach Angaben der Nachrichtenagentur PA in der Erklärung. Dazu zähle auch eine vollständig unabhängige Rechtsvertretung.

Ausländische Kämpfer zum Tode verurteilt
Das Oberste Gericht der separatistischen Donezker Volksrepublik (DVR) hatte am Donnerstag drei ausländische Kämpfer in den Reihen der ukrainischen Streitkräfte als Söldner zum Tode verurteilt. Darunter waren zwei Briten und ein Marokkaner. Die beiden Briten waren Mitte April in der südostukrainischen Hafenstadt Mariupol von prorussischen Kräften gefangen genommen worden. Beide hatten laut Medienberichten schon vor dem Krieg in der Ukraine gelebt und auch dort geheiratet.

Der britische Staatsbürger Aiden Aslin steht hinter Gittern in einem Gerichtssaal in Donezk. (Bild: ASSOCIATED PRESS)
Der britische Staatsbürger Aiden Aslin steht hinter Gittern in einem Gerichtssaal in Donezk.

Seuchenausbruch in Mariupol
In Mariupol selbst regieren seit der Einnahme durch die Russen Chaos und Zerstörung, mittlerweile sind Cholera und Ruhr ausgebrochen, sagte Bürgermeister Wadym Bojtschenko, der sich außerhalb der Stadt aufhält. „Der Krieg, der mehr als 20.000 Menschen das Leben gekostet hat, wird mit diesen Infektionsausbrüchen leider die Leben weiterer Tausender Menschen in Mariupol fordern.“

Strom- und Wasserversorgung in Mariupol sind weitgehend zusammengebrochen, doch viele Menschen können die Stadt weiter nicht verlassen. Nun droht der Ausbruch von Seuchen. (Bild: AFP)
Strom- und Wasserversorgung in Mariupol sind weitgehend zusammengebrochen, doch viele Menschen können die Stadt weiter nicht verlassen. Nun droht der Ausbruch von Seuchen.

Leichen verwesten in den Straßen. Teile der Wasserversorgung seien verseucht und sanitäre Anlagen zerstört. Bojtschenko rief die Vereinten Nationen und das Rote Kreuz dazu auf, Fluchtkorridore einzurichten, damit Bewohner die durch den Krieg weitgehend zerstörten Stadt verlassen könnten. Die Weltgesundheitsorganisation WHO erklärte, man habe noch keine konkreten Meldungen über Ausbrüche der Seuchen erhalten, das Risiko sei aber sehr groß.

Im seit Wochen umkämpften Sjewjerodonezk tobten unterdessen nach britischen Erkenntnissen anhaltend „intensive Straßenkämpfe“ zwischen russischen und ukrainischen Truppen. Auf beiden Seiten gebe es vermutlich zahlreiche Opfer, teilte das Verteidigungsministerium in London unter Berufung auf Geheimdiensterkenntnisse mit. Sjewjerodonezk gilt als strategisch wichtig. Sollte Russland die kleine Industriestadt erobern, wäre dies für die Ukraine ein schwerer Rückschlag beim Versuch, den Donbass zu verteidigen.

Deutscher Kanzler reist nach Kiew
Unterdessen wurde bekannt, dass der deutsche Bundeskanzler Olaf Scholz noch im Juni nach Kiew reisen soll. Dies berichtet die „Bild am Sonntag“ unter Berufung auf italienische und französische Regierungskreise. Scholz werde gemeinsam mit dem französischen Präsidenten Emmanuel Macron und dem italienischen Premier Mario Draghi in die ukrainische Hauptstadt fahren. Die Reise sei vor dem G7-Gipfel Ende Juni geplant.

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