Das Gemeindezentrum in Lech in Vorarlberg entpuppt sich langsam, aber sicher als nicht zu kleine „Raupe Nimmersatt“. Am Montag wurden zusätzliche zwölf Millionen Euro für die Finanzierung aufgenommen - die Opposition tobt.
Die einen sehen im vergangenen Montag einen schwarzen Tag für die Arlberggemeinde Lech, die anderen verstehen den Grund für die Aufregung nicht - oder geben zumindest vor, es nicht zu tun. Ursprung des Ungemachs liegt wieder einmal im Gemeindezentrum (GZ), das derzeit gebaut wird und schon ordentlich in die Höhe geschossen ist. Quasi mitgewachsen ist auch der Finanzbedarf des Bürokratie-Tempels, für den sich die Gemeinde jüngst einen regelrechten Shitstorm auf Facebook abgeholt hat.
Nachdem ursprünglich ein Kredit von 32,5 Millionen Euro aufgenommen worden war, wurde auf der Gemeindevertretersitzung am Montag jedenfalls ein neuer Kredit für das GZ beschlossen - in der Höhe von zwölf Millionen Euro. Ebenso fixiert wurde ein Kredit in der Höhe von 3,6 Millionen Euro - für das Waldbad in Lech.
„Finanzminister“ hat alles im Griff
Wie die Gemeinde nun gedenkt, all diese Kredite zurückzuzahlen, bleibt, so scheint es, das Geheimnis der Kommunenverantwortlichen. Die Mitglieder der oppositionellen Liste „Unser Dorf“ jedenfalls haben keine genaueren Infos dazu erhalten. Und auf „Krone“-Nachfrage heißt es von Bürgermeister Gerhard Lucian: „Die Gemeindefinanzen sind in Konsolidierung, bei den Einnahmen und Ausgaben werden wir das bewerkstelligen. Das ist auch im Finanzausschuss so besprochen. Alois Höring, quasi unser Finanzminister (Leiter der Abteilung Finanzen, Anm.), hat die Zahlen im Griff, das geht sich alles dementsprechend aus.“ Eine Aussage, die man wohl als ein wenig vage bezeichnen darf.
Was kostet der Bau nun wirklich?
Vage bleibt es auch, wenn es darum geht, wie viel das GZ tatsächlich kosten wird. Lucian spricht von 47 Millionen Euro, die man beschlossen habe. In der Liste „Unser Dorf“ rechnet man aber mit rund 54 Millionen Euro, die in das Projekt fließen. Pikantes Detail: Nötig wurden die neuen Kredite unter anderem deshalb, weil mit den bereits ausbezahlten Tranchen des ersten Kredits anderes finanziert wurde - etwa das Waldbad oder die Löcher, die Corona in die Finanzhaushalte 2020 und 2021 gerissen hatte.
Kritik an Umgang mit Infos
Die Kritik der Opposition bezieht sich aber nicht nur auf die explodierenden Kosten für das GZ. Kritisiert wird ebenso, dass die Gemeindevertreter keine Unterlagen zur Verfügung gestellt bekommen, bevor Millionen-Beschlüsse wie am Montag getroffen werden sollen. Lucian sieht das anders, man hätte sich die Infos ja abholen können. Wo genau? „Na bei mir, bei der Gemeinde oder wo auch immer.“ Er würde jedenfalls nicht jedem Einzelnen „nachspringen“. Auf den Transparenzpreis wird Lech wohl noch ein wenig warten müssen.
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