Das rasante Wachstum bei der Knapp AG geht weiter: Aufträge im Wert von 2,2 Milliarden Euro hat das Logistik-Technologie-Unternehmen abzuarbeiten, die steirischen Standorte Hart und Leoben werden weiter ausgebaut, Hunderte neue Mitarbeiter gesucht. Doch die wirtschaftliche Großwetterlage wird diese steile Kurve wohl abflachen.
Die Lage bei Knapp kann mit der Wetterprognose für die kommenden Tage verglichen werden: Viel Sonnenschein - aber am Horizont sollte man dunkle Wolken nicht aus den Augen verlieren. Das mit Ende März abgeschlossene Geschäftsjahr brachte jedenfalls bemerkenswerte Zahlen: Der Umsatz stieg auf 1,66 Milliarden Euro (zuletzt: 1,06 Milliarden Euro), der Gewinn vor Steuern lag bei 167 Millionen Euro (zuletzt: 84,5 Millionen Euro).
Rekordauftrag von Walmart
Besonders stolz ist man in der Vorstandsetage auf das vorhandene Auftragsvolumen in der Höhe von 2,2 Milliarden Euro - ein Rekord! Davon entfällt mehr als die Hälfte auf Europa, doch auch 700 Millionen Euro auf den zweitwichtigsten Markt, die USA.
Dort haben die Steirer auch den bisher größten Einzelauftrag ihrer Unternehmensgeschichte verbucht: Für die Supermarktkette Walmart rüstet man vier neue, riesige Distributionszentren mit Shuttle-Technologie aus, die aus Millionen von Artikeln in kürzester Zeit Aufträge zusammenstellt. Das erste Zentrum geht im Sommer in Illinois in Betrieb, im Frühjahr 2024 dann das letzte.
Zwei Jahre lang Bauarbeiten in Hart bei Graz
Die logische Folge dieser Zahlen und Aufträge: Knapp baut weiter kräftig aus - sowohl infrastrukturell als auch personell. Am Stammsitz in Hart bei Graz entsteht bis zum nächsten Frühjahr eine Hochgarage mit mehr als 600 Stellplätzen, dazu bis 2024 ein neues Bürogebäude für 750 Mitarbeiter. In Leoben geht der Ausbau der Fertigung im Herbst zu Ende.
Schwierige Suche nach Mitarbeitern
Bei den Mitarbeitern hat man im Vorjahr das ehrgeizige Ziel, 1000 neue Personen einzustellen, erreicht. Am Ende des Geschäftsjahres hielt man im Gesamtkonzern bei 6261 (davon 3625 in Österreich). Heuer soll es in ähnlicher Tonart weitergehen. Man bewegt sich in Richtung 7000 Mitarbeiter, knapp die Hälfte der gut 800 Neuzugänge ist wieder für die Steiermark vorgesehen. Dazu kommen gleich 50 neue Lehrstellen.
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Knapp-Finanzvorstand Christian Grabner
Doch auch wenn Knapp einen guten Ruf als Arbeitgeber besitzt: Es wird zusehends schwieriger, das Personal zu rekrutierten. „Der Facharbeiter-Mangel erschwert alle Wachstumsschritte“, sagt Franz Mathi, Chief Operation Officer (COO) des Unternehmens.
Transportkosten explodieren
Womit wir schon bei den Rahmenbedingungen sind, die derzeit „herausfordernd wie noch nie“ (Mathi) sind. Vor allem die außer Tritt geratenen Lieferketten bereiten Sorgen, dazu trübt die hohe Inflation das gesamte Konjunktur-Umfeld. Die Transportkosten etwa nach Übersee sind um das Fünf- bis Zehnfache gestiegen!
Knapp spricht selbst von einem „Jahr der neuen Technologien“ mit einigen Innovationen, darunter:
Ein Schwerpunkt liegt auch auf Anlagen, die seit 15 bis 20 Jahren in Betrieb sind. Sie werden im Rahmen eines Retrofit-Programms für weitere 15 Jahre leistungsfähig gemacht.
Blick in die Zukunft bleibt optimistisch
Im Vorstand ist klar: Das Momentum der vergangenen beiden Jahren, als die Pandemie gerade im Bereich Online-Shopping die Nachfrage nach Logistik-Lösungen enorm erhöht hat, dürfte vorbei sein. „Die Auftragslage ist nicht mehr so dynamisch wie in den vergangenen 18 Monaten“, so Grabner.
Auch Vorstandsvorsitzender Gerald Hofer ist realistisch: „Wenn Kaufkraft nachlässt, werden auch Investitionsentscheidungen zurückhaltender. Wir gehen aber von einer stabilen Entwicklung aus und blicken optimistisch in die Zukunft.“
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