Russland und Ukraine:

„Eine Versöhnung ist für Generationen unmöglich“

Politik
16.06.2022 12:58

Der ukrainische Parlamentspräsident Ruslan Stefantschuk erklärt im Gespräch mit der „Krone“, warum ein Sieg gegen Russland Gerechtigkeit bedeute, es aber nicht um Rache gehe.

Eine Stunde nimmt sich Parlamentspräsident Ruslan Stefantschuk im Wiener Hotel Imperial für die Fragen der „Krone“ Zeit. Eigentlich befindet er sich auf einer „Werbetour“ für einen EU-Beitritt der Ukraine, die „Krone“ berichtete, schnell führt das Gespräch aber zur Zukunft der Ukraine, die weiterhin im Schatten Russlands stattfinden wird. „Sie haben recht. Geografie kann man nicht ändern“, sagte Stefantschuk zur „Krone“.

Kann es zwischen Russland und der Ukraine jemals eine Versöhnung geben? „Putin hat alles dafür getan, dass eine Versöhnung für die kommenden Generationen nicht infrage kommt. Wer in Butscha oder Irpin seine Familie verloren hat, wer aus Mariupol verschleppt wurde, oder Schwangere, die Mann und ungeborene Kinder auf der Flucht verloren haben, werden nur schwer verzeihen können.“

Der Blutzoll der Ukraine in diesem Krieg ist hoch
Für diese Gräuel will man Gerechtigkeit. Keine Rache, wie Stefantschuk betont. Es sei ein Streben nach Gerechtigkeit und der Bestrafung der Schuldigen.

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Putin hat alles dafür getan, dass eine Versöhnung für die kommenden Generationen nicht infrage kommt. Wer in Butscha oder Irpin seine Familie verloren hat, wer aus Mariupol verschleppt wurde, oder Schwangere, die Mann und ungeborene Kinder auf der Flucht verloren haben, werden nur schwer verzeihen können.

Parlamentspräsident Ruslan Stefantschuk

Und Gerechtigkeit ist gleichgesetzt mit dem Sieg. Darum hätten die Hinterbliebenen in Butscha gebeten, erzählt Stefantschuk, als er mit Präsident Selenskyj dort war. Nicht um Hilfslieferungen oder persönliche Unterstützung: „Sondern dass wir gewinnen.“ Um jeden Preis? Der Blutzoll der ukrainischen Armee ist hoch. „Nicht um jeden Preis, denn unsere höchste Priorität hat die Sicherung eines Menschenlebens“, sagt er.

Aber er warnt auch jene Staaten, die mit militärischer Hilfe zaudern, dass an jedem Tag ohne Hilfe „100 ukrainische Soldaten ihr Leben verlieren und 500 verwundet werden“. Es sei wichtig, dass die westliche Welt auch verstehe, dass „der Krieg nicht weit weg ist. Ohne die Ukraine würden russische Panzer bereits durch westeuropäische Städte rollen.“

Die mentale und militärische Stärke des ukrainischen Volkes ist ein zentrales Narrativ von Stefantschuk. Dass er auch in seinem Werben um einen raschen Beitritt zur EU mehrfach wiederholt: „Wir können der EU einiges bieten“, sagt er. „Wir haben eine starke Armee, die Ukraine ist die Kornkammer Europas und sorgt für die Ernährungssicherheit von zehn Prozent der Weltbevölkerung, und unsere Forschung im Bereich der IT ist weit fortgeschritten.“

„Ich bin Optimist“
Nächste Woche steigt in Brüssel der EU-Gipfel. Alles andere als die Ernennung zum Beitrittskandidaten wäre für die Ukraine eine Enttäuschung. „Ich bin Optimist“, sagt Stefantschuk. „Zu 99,9 Prozent werden wir den Beitrittsstatus erlangen.“

Österreich ist da eher zögerlich. Die Prioritäten liegen auf dem Westbalkan. Stefantschuk nickt: „Diese Frage wird mir in Österreich sehr oft gestellt. Das Bestreben des Westbalkans und unseres schließen sich jedoch nicht aus. Der Weg in die EU sieht für jedes Land anders aus“, sagte Stefantschuk, der sich auch für die Unterstützung des österreichischen Volkes bedankt, das über 70.000 Ukrainer bei sich aufgenommen hat.

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