Meteorologe

„Um die 35 Grad, das hat es früher nicht gegeben“

Oberösterreich
17.06.2022 12:00

Meteorologe Klaus Reingruber spricht über den kommenden Sommer, Wetterextreme und über spezielle Kundenwünsche.

Herr Reingruber, die wichtigste Frage zuerst: Wie wird das Wetter im Sommer 2022?
Naja (lacht), eines kann man sagen, dass der Sommer schon in den kommenden Tagen durchstartet. Wir haben jetzt die erste richtige kleine Hitzewelle. Das heißt, wir bekommen am Sonntag Temperaturen von 30 bis womöglich sogar 34 Grad. Es wird das erste Mal wirklich heiß, das ist schon sehr außergewöhnlich.

(Bild: Alexander Schwarzl)

Außergewöhnlich in welcher Hinsicht?
Dass es so schnell gleich so heiß ist, das kommt nicht so oft vor. Ob es jetzt wirklich eine Hitzewelle wird, wird sich zeigen. Das Überraschende ist aber, dass es so schnell geht, weil es ja zuvor noch eine Abkühlung gegeben hat. Aber generell ist der Juni schon jetzt etwas zu warm, und aus der Erfahrung der letzten Jahre wird der heurige Sommer auch wieder zu warm werden. Das heißt aber natürlich nicht, dass es jetzt bis September heiß bleibt. Es wird dazwischen auch immer wieder kurze Episoden geben, wo es kühler und das Wetter sozusagen schlechter wird

Zurück zum Begriff Hitzewelle. Ab wann spricht man denn wirklich davon?
Das Besondere an solchen Wellen ist, dass es nicht nur am Tag sehr heiß ist, sondern, dass es auch am Abend und in der Nacht nicht abkühlt. Das ist konkret das, was die Leute dann wirklich spüren.

(Bild: Alexander Schwarzl)

Lässt sich schon jetzt voraussagen, wie sich etwa der August entwickelt? Stichwort Urlaubsplanung.
Seriös lässt sich das nicht sagen. Eine Vorhersage von fünf Tagen geht noch, dann wird es schwierig. Was heuer noch gefehlt hat, sind die sogenannten Eismänner oder Eisheiligen (Anm. eigentlich immer Mitte Mai etwa). Die haben heuer ausgelassen. Aus meiner persönlichen Erfahrung wird es irgendwann noch einen Dämpfer geben. Ich hoffe nicht gleich in der ersten Ferienwoche. Dafür kann es nachher im August und bis in den September sehr warm sein, das ist das Typische in Österreich.

In der Wahrnehmung vieler Menschen gibt es kein normales Wetter mehr. Es ist entweder extrem heiß oder sehr kalt und nass. Kann das der Experte bestätigen?
Nein. Es ist natürlich so, dass in der jetzigen Klimaperiode manche Sachen sehr schnell gehen. Das heißt, ich habe eine kurze kalte Phase, und dann geht die Temperatur wieder sehr schnell hoch. Das empfindet man natürlich als sehr außergewöhnlich. Und es ist schon so, dass Temperaturen um 34 oder 35 Grad ungewöhnlich sind, das hat es früher nicht gegeben. Aber es ist nicht so, dass es eine Aneinanderreihung von wilden Ereignissen ist, so ist das nicht.

Apropos wild: Im Vorjahr gab es einige Hagel-Unwetter. Blüht uns das auch heuer wieder?
Ich bin mir sicher, das da wieder was kommt. Wie es bei diesen ganzen speziellen Ereignissen ist, wie Hagel, sie werden häufiger und auch die Intensität wird stärker. Das ist ein Fakt, das können wir beobachten. Denn durch die höheren Temperaturen steigen auch die Häufigkeit und Intensität von Gewittern. Auffallend ist, dass sich die klassischen Hagelgegenden verschieben. Im Vorjahr etwa hat es in der Steiermark – ein klassisches Hagelgebiet – keine Ereignisse gegeben, dafür in Oberösterreich, wie wir wissen, sehr wohl. Man darf das nicht mehr so lokal betrachten. Was wir auch bemerken, ist, dass sich die Wetterlagen verändern. Das heißt im Klartext, die Unwetter werden immer öfter stationär, bewegen sich nur langsam weiter. Das trifft natürlich auch auf Hitzewellen zu, die ungewöhnlich lange andauern.

Eine andere Frage: Wer sind eigentlich Ihre Kunden?
Also im Prognosebereich sind es Unternehmen und Firmen, die für die Information etwas bezahlen. Wir sind ja eine private Firma, die einzige in diesem Bereich in Oberösterreich. Wir müssen ja auch etwas Konkretes liefern, woraus unsere Kunden irgendeinen Nutzen ziehen können. Das ist etwa im Energiebereich, da geht es um den Stromeinkauf, Niederschlag für die Wasserkraftwerke, Sonnentage für die Solaranlagen. Da steckt überall ein wenig Meteorologie drinnen. Dasselbe gilt auch im Winter. Da machen wir Prognosen für sehr viele Schneeräumdienste. Und dann machen wir auch Vorhersagen für Sportveranstaltungen und Outdoor-Events. Oder für Hüttenwirte, die wissen wollen, ob man mit dem Hubschrauber zu ihnen rauffliegen kann. Die Palette ist ganz breit, aktuell haben wir ganz stark landwirtschaftliche Fragen, aber auch Prognosen für Hochzeiten sind gefragt.

Wie bitte? Wettervorhersagen für Hochzeiten?
Ja, die Menschen wollen wissen, wie das Wetter an ihrem Hochzeitstag ist. Wir haben da ein ganz einfaches Instrument, eine gebührenpflichtige Telefonnummer, wo man an sieben Tagen in der Woche eine sehr exakte Wettervorhersage für die kommenden Tage bekommt.

Viele Menschen benutzen Wetter-Apps. Was halten Sie davon?
Das sind nützliche und sinnvolle Hilfsmittel – vor allem für Menschen, die gerne und oft in die Berge oder segeln gehen. Allerdings sollte man sich für solche Zwecke kostenpflichtige Apps zulegen, weil die genauer sind.

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