Krieg in der Ukraine
Seiten gewechselt: Diese Russen bekämpfen Putin
Die meisten Russen unterstützen den Krieg in der Ukraine - das legen Umfragen nahe. Dennoch gibt es auch viele, die sich gegen die Invasion aussprechen oder deswegen das Land verlassen. Manche nehmen die Waffe in die Hand und kämpfen gegen die Streitkräfte ihrer Heimat. Die Legion „Freiheit für Russland“ hat sich in der Ukraine aus russischen Überläufern gebildet und bekämpft jetzt Putins Soldaten. Inzwischen hat die Legion sogar prominente Unterstützung aus der Moskauer Elite erhalten.
Igor Wolobujew, der ehemalige Vizepräsident der Gazprombank, hatte Russland bereits mit Beginn der Invasion am 24. Februar verlassen. Nun wurde bekannt, dass er in der Legion „Freiheit für Russland“ kämpft. „In dem Moment, als der Krieg ausbrach, wusste ich, dass ich gehen und die Ukraine verteidigen will“, erklärte der ehemalige Top-Manager gegenüber der britischen Zeitung „Guardian“.
Als Russe konnte er nicht in die regulären Truppen eingegliedert werden. Er bekam aber die Chance, in die Legion „Freiheit für Russland“ (Legion „Swoboda Rossii“) einzutreten. Diese Gelegenheit ergriff der 50 Jahre alte Russe. Vergangenen Samstag veröffentlichte die Kampfgruppe auf ihrem YouTube-Kanal ein Video, das Wolobujew bei einer Schießübung zeigt. Darin gab er bekannt, dass er sich der Legion angeschlossen habe.
„Ukraine vor echten Faschisten schützen“
Aufgestellt wurde der Verband Anfang März aus einer Kompanie der russischen Armee, die mithilfe des Geheimdienstes freiwillig auf die ukrainische Seite übergelaufen war. Man wolle „die Ukrainer vor echten Faschisten schützten“, erklärte der Kompaniechef zu den Beweggründen. Er rief auch andere russische Soldaten dazu auf, sich der Legion anzuschließen, um das eigene Volk „vor Demütigung und Zerstörung“ zu retten. Erklärtes Ziel der russischen Überläufer ist es, die Invasion in der Ukraine abzuwehren und Putin zu stürzen.
Die Gruppe ist in den sozialen Medien aktiv und postet immer wieder Videos und Fotos von Kampfhandlungen auf ihrem Telegram-Kanal oder auf YouTube. Olexij Arestowitsch, Berater des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj, sagte vergangenen Monat, dass die Legion an der Frontlinie kämpfe, und zwar „sehr gut“. „Die Zahl der Bewerbungen für die Legion, auch von der russischen Armee, sprengt den Rahmen“, erklärte er gegenüber ukrainischen Reportern, „Sie haben keine Zeit, sie zu prüfen.“
Geheimdienst bestätigt Präsenz der Truppe
Inzwischen erklärten auch britische Geheimdienst-Experten, dass die aus Russen rekrutierte Einheit „beinahe sicher“ an Kampfhandlungen aufseiten der ukrainischen Streitkräfte teil. Die Truppe kämpft unter der weiß-blau-weißen Flagge - die russische Flagge ohne Rot als Protest gegen die blutige Invasion.
Dem Beispiel von Igor Wolobujew könnten noch weitere Russen folgen. Dem britischen Geheimdienst zufolge ist die Skepsis an dem Krieg besonders in Kreisen der Wirtschaftselite und der Oligarchen groß. So legten Ausreiseanträge nahe, dass 15.000 Dollar-Millionäre versuchten, Russland zu verlassen.
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