Frankreich erhält kein russisches Gas mehr über Pipelines. Wie der französische Netzbetreiber GRTgaz mitteilt, ist dies bereits seit Mittwoch der Fall und zudem der „Unterbrechung des Gasflusses zwischen Frankreich und Deutschland“ geschuldet. Auch Italien meldet reduzierte Liefermengen. Der russische Gazprom-Konzern hatte in den vergangenen Tagen seine Lieferungen in eine Reihe von EU-Staaten gedrosselt.
Die Meldungen kommen einen Tag nach der gemeinsam Reise von Frankreichs Präsident Emmanuel Macron und Italiens Premier Mario Draghi mit Deutschlands Bundeskanzler Olaf Scholz nach Kiew.
Liefermengen schon zuvor gedrosselt
Frankreich deckt dabei weniger als ein Viertel seines Bedarfs mit Gasimporten aus Russland. Das Land ist deutlich weniger abhängig von russischem Gas als andere europäische Staaten und verfügt über vier Terminals für Flüssiggas (LNG). Außerdem stammen 70 Prozent der französischen Stromerzeugung aus Atomkraft, viele Franzosen heizen mit Strom.
In Italien sagte Gazprom nach Angaben des teilstaatlichen Gasversorgers Eni am Freitag 50 Prozent der bestellten Liefermenge zu. Eigentlich habe Italien an diesem Tag 63 Millionen Kubikmeter Gas aus Russland bestellt. Schon in den vorigen Tagen waren die Gaslieferungen gedrosselt worden: am Mittwoch um 15 Prozent und am Donnerstag um 35 Prozent der bestellten Mengen.
Drosselung politisch motiviert?
Offiziell betont die Gazprom, dass die reduzierten Liefermengen aufgrund eines „technischen“ Problems am Verdichter notwendig seien. Aufgrund dessen habe man den Gastransport über die Pipeline Nord Stream 1 zuletzt deutlich reduzieren müssen. Dabei handelt es sich um die wichtigste Gaszufuhr Deutschlands.
„Keine technische Begründbarkeit“
Während für den E-Control-Vorstand Alfons Haberl die offizielle Begründung Russlands „nachvollziehbar“ erscheint, vermutet der deutsche Wirtschaftsminister Robert Habeck in der Drosselung der Lieferungen eine „politische“ Entscheidung. In den warmen Monaten würden die Staaten schließlich vermehrt ihre Speicher für den Winter füllen.
Es gebe schlicht „keine technische Begründbarkeit“, sondern sei vielmehr der Versuch, die Preise hochzutreiben, so Habeck.
Auch Rubel-Weigerung führt zu Gas-Stopp
Zuvor hatte Russland zudem mehreren EU-Ländern den Gashahn abgedreht, die sich weigerten, ihre Rechnungen in Rubel zu begleichen. Neben Polen, Bulgarien und Finnland sind davon etwa auch Dänemark und die Niederlande betroffen.
Kommentare
Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.
Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.
Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.