Klimaschutzministerin Leonore Gewessler (Grüne) wies am Freitag darauf hin, dass auch heute wieder weniger Gas aus Russland gekommen ist. Die OMV habe angekündigt, Gas am Spot-Markt beschaffen zu können, sollte dies notwendig sein. Derzeit beträgt der Speicherstand in Österreich etwas über 40 Prozent. „Wir sind auf alle Szenarien vorbereitet, bis hin zu einem vollständigen Lieferstopp aus Russland“, so Gewessler.
Aktuell hat Österreich etwa 38,4 Terawattstunden eingespeichert - das bedeutet rund 40 Prozent des österreichischen Jahresverbrauchs. Allerdings ist der strategisch wichtige Gasspeicher Haidach in Salzburg nicht an das österreichische, sondern an das deutsche Gasnetz angeschlossen. Der monatliche Verbrauch um diese Jahreszeit beträgt knapp unter vier Terawattstunden, wobei davon rund zwei Drittel auf die heimische Industrie entfallen. Im Vorjahr hat Österreich etwa 96 TWh Gas verbraucht.
„Dürfen uns keinen Illusionen hingeben“
In Blickrichtung des Krieges in der Ukraine meinte Gewessler: „Gaslieferungen sind für Russland ein Werkzeug in der aktuellen Auseinandersetzung. Da dürfen wir uns keinen Illusionen hingeben. Wir sind auf alle Szenarien vorbereitet, bis hin zu einem vollständigen Lieferstopp aus Russland.“
Gaslieferungen sind für Russland ein Werkzeug in der aktuellen Auseinandersetzung. Da dürfen wir uns keinen Illusionen hingeben.
Leonore Gewessler
NEOS-Energiesprecherin Karin Doppelbauer sieht hingegen schon Grund zur Sorge. Sie will wissen: „Wie viel Gas wurde am freien Markt schon eingekauft? Woher soll das kommen?“ Es brauche „endlich Antworten der Energieministerin und nicht vage Versprechungen für den Winter“.
„Uneingeschränkt gewährleistet“
Laut dem Lagebericht der Austrian Grid Management AG (AGGM) am Freitag ist die heimische Versorgung „uneingeschränkt gewährleistet“. Die Preissituation auf den Märkten ist „aktuell wieder volatiler und lag gestern bei 130 Euro/MWh“. Zum Speicherstand schreibt die AGGM: „Die Speicher werden weiterhin, aber in geringerem Ausmaß als in der letzten Woche, befüllt.“
Interessant ist die Zeittafel des Speicherfüllstandes im für Österreich relevanten „Netzverbund Verteilgebiet Ost“: Im April 2021 lag der Füllstand bei knapp 30 Prozent des Möglichen und stieg dann bis zum Oktober 2021 auf fast 80 Prozent an. Seitdem ging es steil bergab, bis dann Mitte April eine Trendwende eintrat und die Speicherstände auf nunmehr rund 55 Prozent hochgefahren sind, geht aus den heutigen Zahlen der AGGM hervor.
Gasspeicher in Schweden nur zu 11,3 Prozent gefüllt
Neben Österreich sind die Gasspeicher in Deutschland zu 56,3 Prozent und im EU-Schnitt zu 52,4 Prozent gefüllt. Das geht aus den Zahlen der Interessenvereinigung der Speicherunternehmen AGSI von Donnerstag hervor. Tschechien kommt gar auf 70,5 Prozent, Ungarn hingegen nur auf 36,5 Prozent. Die Speicher des Nicht-EU-Mitglieds England sind zu 94 Prozent voll. Ganz anders sieht es in Schweden aus, mit gerade einmal 11,3 Prozent.
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