Nächstes Druckmittel?
Gazprom: Nord Stream 2 wäre „sofort einsatzbereit“
Während immer mehr Länder Europas aufgrund eines „technischen Gebrechens“ in Russland um ihre Gasversorgung zittern, hat der Gazprom-Chef bereits einen Alternativvorschlag parat: Und zwar die aufgrund der Ukraine-Krise nicht in Betrieb genommene Pipeline Nord Stream 2. Diese wäre „sofort einsatzbereit“, so Konzern-Chef Alexej Miller.
Erst am Dienstag wurde bekannt, dass Russland aufgrund technischer Probleme nur noch deutlich weniger Gas über Nord Stream 1 nach Europa liefern kann. Besonders brisant ist das für Deutschland, da es sich hierbei um die für das Land wichtigste Zuleitung handelt.
Just einen Tag nachdem Scholz, Macron und Draghi nach Kiew gereist sind, wurde zudem bekannt, dass Frankreich nun gar kein russisches Gas mehr erhält und Italien nur noch rund 50 Prozent der bestellten Menge.
„Nicht alle Turbinen passen“
Miller begründete den Ausfall damit, dass eine Verdichterstation defekt sei und man nötige Ersatzteile aufgrund der westlichen Sanktionen nicht bestellen könne. „Die Turbine liegt in der Fabrik, Siemens kann sie nicht abholen, und nicht alle anderen Turbinen passen“, erklärte er gegenüber der Nachrichtenagentur AFP.
In Deutschland hält man das Argument für vorgeschoben - Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) ortete vielmehr politisches Kalkül hinter der Aktion. Vielmehr wolle Russland so die Preise noch weiter in die Höhe treiben, so sein Argument.
Kommt Nord Stream 2 doch?
Es seien sofort mehr Lieferungen möglich, betonte Miller indessen - nämlich über die auf Eis gelegte Pipeline Nord Stream 2. Die Rohrleitung durch die Nordsee war erst vor Kurzem fertiggestellt worden, die Gas-Abnehmer einigten sich aber aufgrund des russischen Angriffskriegs darauf, sie nicht in Betrieb zu setzen.
Der Vorstoß Millers drängt jetzt den Verdacht auf, dass Russland mit der Drosselung der Lieferungen auch erzwingen möchte, die Pipeline doch in Betrieb zu nehmen.
„Unser Produkt, unsere Regeln“
Ganz grundsätzlich machte Miller zudem klar, dass man bei Gaslieferungen in andere Staaten nach russischen Regeln spielen muss. „Unser Produkt, unsere Regeln“, betonte er am Rande des Wirtschaftsforums in St. Petersburg - und ergänzte: „Wir spielen nicht nach Regeln, die wir nicht gemacht haben.“
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