Seit wenigen Wochen steigt die Zahl der Corona-Fälle wieder an - Schutzmaßnahmen gibt es allerdings so gut wie nicht mehr. Taumelt das Land also in den nächsten katastrophalen Corona-Herbst? „Nein“, sagt Simulationsforscher Niki Popper. Denn die Vorzeichen stehen trotz der derzeitigen Entwicklung besser als im vergangenen Jahr.
Genau vor einem Jahr gab es in Oberösterreich im Wochenschnitt 9,07 Corona-Fälle aufgerechnet auf 100.000 Einwohner. Am Freitag lag die Sieben-Tage-Inzidenz bei 275,3. So gesehen steht das Land heute, was Corona betrifft, bedeutend schlechter da als vergangenen Sommer. Ein neuerlicher Lockdown, wie es ihn am Höhepunkt der Delta-Welle Ende November 2021 gab, sei im kommenden Herbst aber dennoch „völlig unrealistisch“, sagt Simulationsforscher Niki Popper.
Drei Gründe für steigende Zahlen
Zwar erwartet der Wissenschaftler bis Jahresende sogar gleich mehrere Wellen. Mit denen werden wir aber - wie auch schon Corona-Experte Bernd Lamprecht gegenüber der „Krone“ betonte - leben werden müssen und auch können. Es gebe drei Gründe, warum die Zahlen derzeit wieder steigen, sagt Popper: Der saisonale Effekt der warmen Jahreszeit sei ausgeschöpft, die derzeit vorherrschenden Omikron-Varianten BA.4 und BA.5 seien um einiges infektiöser und mangels Auffrischungsimpfungen sinke die Immunität in der Bevölkerung.
Zu schützen gelte es vor allem vulnerable, ältere Menschen, Maßnahmen nach dem Gießkannenprinzip würden kaum mehr Wirkung zeigen, sagt Popper: „Wenn man das Land zusperrt, verschiebt man nur den Abfall der Immunisierung.“ Verhindern könne man ihn nicht, ebenso wenig wie die prognostizierten Anstiege der Fallzahlen. „Man muss den Leuten sagen: Wir können euch die Welle nicht ersparen, selbst wenn wir wieder harte Maßnahmen einführen würden“, meint Landeshauptmann Thomas Stelzer (ÖVP).
Impfung als wesentlicher Faktor
Aus epidemiologischer Sicht könne eine Corona-Welle im Spätsommer sogar von Vorteil sein, sagt Popper, weil dadurch die Immunisierung in der Bevölkerung wieder zunehme und ein niedrigerer Peak im Herbst zu erwarten sei. Natürlich trage auch eine hohe Impfbereitschaft zu einem besseren Herbst bei: „Nur mit Impfen gehen die Wellen zwar nicht weg, aber wenn sich 25 bis 50 Prozent jener, die schon dreimal geimpft sind, ein viertes Mal impfen lassen, können die Fallzahlen um 15 bis 20 Prozent, die Hospitalisierungen um bis zu 25 Prozent reduziert werden“, rechnet Popper vor.
„Wir müssen jene für die Auffrischungsimpfung gewinnen, die gefährdet sind, bei einer Infektion ins Krankenhaus zu müssen“, bestätigt LH-Stellvertreterin Christine Haberlander (ÖVP). Man werde diese Menschen daher „zielgruppenspezifisch“ ansprechen.
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