140. Geburtstag

Google ehrt Physik-Pionierin Stefania Maracineanu

Web
18.06.2022 16:41

Wer war Ștefania Mărăcineanu? Die Forscherin war eine der Pionierinnen bei der Entdeckung und Erforschung der Radioaktivität. Mit dem heutigen Doodle - der stilisierten Grafik auf der Google-Startseite - wird der 140. Geburtstag der rumänischen Physikerin gefeiert. Das dürfte ihren Bekanntheitsgrad auf ein Maß steigern, das ihren Leistungen entspricht. Denn lange wurde Mărăcineanu und ihr Werk sträflich ignoriert. Selbst in ihrer Heimat Rumänien war sie offenbar so unbekannt, dass das zu einer bitter-kuriosen Verwechslung führte.

Die 1882 in Bukarest geborene Mărăcineanu schloss 1910 ihr Studium der Physik und Chemie ab und unterrichtete zunächst an einer Mädchenschule. Nach dem Ersten Weltkrieg erhielt Mărăcineanu ein Stipendium des rumänischen Wissenschaftsministeriums, das ihr ermöglichte, am Radium-Institut in Paris zu forschen. Das Institut wurde unter der Leitung der Physikerin Marie Curie schnell zu einem weltweiten Zentrum für die Erforschung der Radioaktivität. Hier schrieb Mărăcineanu ihre Doktorarbeit über Polonium, ein von Curie entdecktes Element.

Erforschte künstliche Radioaktivität
Bei ihren Forschungen über die Halbwertszeit von Polonium stellte Mărăcineanu fest, dass die Halbwertszeit von der Art des Metalls, auf dem es sich befindet, abzuhängen schien. Dies brachte sie zu der Frage, ob die Alphastrahlen des Poloniums einige Atome des Metalls in radioaktive Isotope umgewandelt hatten. Ihre Forschungen führten zu dem wahrscheinlich ersten Beispiel für künstliche Radioaktivität.

Die Forscherin bei der Arbeit im Labor von Marie Curie (Bild: gemeinfrei)
Die Forscherin bei der Arbeit im Labor von Marie Curie

Mărăcineanu schrieb sich an der Universität Sorbonne in Paris ein, um ihren Doktortitel in Physik zu erwerben - wofür sie nur zwei Jahre brauchte. Später kehrte sie nach Rumänien zurück und gründete das erste Labor für die Erforschung der Radioaktivität in ihrem Heimatland. Mărăcineanu untersuchte etwa den Zusammenhang zwischen Erdbeben und Niederschlägen und wies als Erste nach, dass die Radioaktivität im Epizentrum eines Erdbebens deutlich ansteigt.

1935 erhielten Irène Currie, die Tochter von Marie Curie, und ihr Mann gemeinsam den Nobelpreis für ihre Entdeckung der künstlichen Radioaktivität. Mărăcineanu focht die Ehrung, die auch ihr zugestanden hätte, nicht an, sondern bat lediglich, dass ihre Rolle bei der Entdeckung anerkannt wird. Ihre Arbeit wurde schließlich 1936 von der Rumänischen Akademie der Wissenschaften gewürdigt, wo sie zur Forschungsdirektorin gewählt wurde.

Briefmarke mit falschem Porträt
Sie starb 1944 im Alter von 62 Jahren an Krebs, vermutlich aufgrund der Strahlenbelastung bei ihrer Arbeit. Weltweite Anerkennung für ihre Entdeckung erhielt sie nie. So bezeichnet ein Buch von 1997 über die Pionierinnen der Radioaktivität Mărăcineanu als „ignorierte rumänische Wissenschaftlerin“. Als in Rumänien 2013 zu Mărăcineanus Ehren eine Briefmarke erschien, unterlief den Verantwortlichen ein trauriger Fauxpas: Die Marke zeigt fälschlich ein Porträt der viel berühmteren Forscherin Marie Curie.

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