Eine Augenweide die Karosserie, besonders in Schwarz. Man sieht ihr die Gene der Deesse und des CX an, der C6 hat auch etwas von einer Gangster-Limousine. Die Seitenscheiben passen sich harmonisch in den Bogen der Dachlinie ein, die mit schlank auslaufenden hinteren Streben und rahmenlosen Seitentüren subtile Anklänge an klassische Coupés zeigt. Das Heck ist in jeder Hinsicht außergewöhnlich, aber dennoch nicht seltsam um des Andersseins willen.
Die Heckscheibe setzt mit ihrer konkaven Form einen Akzent, während die Kofferraumklappe die Wagensilhouette harmonisch abschließt. Allein die Heckleuchten wirken wie Edelsteine.
Zur Sache
Reißen wir uns los und betreten den großen Salon. Edel das Ambiente, und großzügig, auch dank 2,90 Meter Radstand. Helles Leder und helle Verkleidungen harmonieren gut mit den ungewöhnlichen Abdeckungen in den vier Türen, die sich gedämpft öffnen und schließen und jeweils ein Ablagefach verbergen. So wirken die Türen wie edle Möbelstücke. Die helle Armaturenbretteinfassung spiegelt sich leider störend in der Frontscheibe. Da ging Optik vor Funktionalität. Ebenso beim digitalen Kombiinstrument, das bei Sonneneinstrahlung schlichtweg nicht abzulesen ist.
Ausstattung nicht nur für Präsidenten
Die Vordersitze sind serienmäßig elektrisch verstellbar, in der „Chirac-Version“ des Testwagens lässt sich vom Rücksitz aus der Beifahrersitz elektrisch vor und zurück fahren. Das ist wichtig, wenn der Präsident hinten zusteigt und Platz braucht (auch die hinteren Sitze sind hier verstellbar). Im normalen Betrieb ist das eher unnötig, weil hinten ohnehin genug Raum ist. Praktischer wären Becherhalter, außerdem sind die verstellbaren Rücksitze nicht umklappbar – und sie schmälern das Kofferraumvolumen auf 411 Liter (sonst 421). Damit gehört der Kofferraum nicht zu den größten (von den 4,91 Metern Länge haben die Fahrgäste mehr), eine Fernbedienung für die Heckklappe ist übrigens nicht erhältlich.
Serienmäßig ist vieles da, was das Leben mit dem C6 angenehm, sicher oder gemütlich macht. Etwa Zwei-Zonen-Klimaautomatik, Regensensor, sieben Airbags, aktive Kopfstützen, getönte und wärmeisolierende Scheiben, ESP mit ASR und Hydropneumatik-Fahrwerk.
Es ist nicht alles Gold…
So gar nicht zum edlen Auftreten wollen die eher billigen Lenkstockhebel passen, besonders die 08/15-Radio-Fernbedienung. Die Bedienung ist – gelinde gesagt – gewöhnungsbedürftig. Viele kleine, unübersichtlich angeordnete Knöpfe; Gebläsestufe und Luftverteilung sind nur kurz nach einer Veränderung der Einstellung zu sehen. Für die dreistufige Sitzheizung, die am Sitz einzuschalten ist, gibt es nicht einmal ein Kontrolllämpchen. Die Lüftung ist zu laut, die Außenspiegel sind zu klein – und beim fast neuen Testwagen quietscht die Fahrertür. Dass das Ablagefach links vom Lenkrad auf Kopfsteinpflaster klappert und der Gurtwarner hinten rechts Alarm schlägt, obwohl dort niemand sitzt, dürfte auch nicht sein. Dafür ist das optionale Headup-Display, das Informationen wie die aktuelle Geschwindigkeit in die Frontscheibe einspiegelt, vorbildlich.
Schwebendes Gleiten, weich statt sportlich
Mit der Hydropneumatik schwebt der C6 geradezu über die Straßen und schwimmt damit gegen den Strom der kompletten Konkurrenz. Der Trend geht hin zur eher harten und sportlichen Abstimmung, wovon beim C6 keine Rede sein kann. Der ist gebaut für gemütliche Fahrer, die es in Kurven nicht krachen lassen wollen und generell eher gelassen unterwegs sind. Zwar gibt es auf Knopfdruck eine Sportabstimmung, doch sogar die ist noch weicher als das normale Fahrwerk anderer Fahrzeuge der Klasse. Die extrem leichtgängige Lenkung vermittelt kaum Gefühl für die Straße, auch wenn sie bei höherem Tempo straffer wird.
Vorteil der Hydropneumatik ist die automatische und manuelle Niveauregulierung. Die Bodenfreiheit wird je nach Fahrsituation angepasst. Außerdem lässt sich die Karosserie auch auf Knopfdruck absenken und anheben, etwa für extrem schlechte Wege.
Top-Diesel im Testfahrzeug
Der 2,7-Liter-V6-Diesel mit 204 PS müht sich beim Anfahren nach Kräften mit den 1,9 Tonnen, es dauert lang, bis man vom Fleck kommt. Schnell noch über die Kreuzung huschen oder vor dem Gegenverkehr abbiegen sollte man sich gut überlegen und im Zweifelsfall eher bleiben lassen. Erstaunlicherweise beschleunigt der C6 erst richtig weg, wenn das Drehzahlmesserband die 3.000 Touren überschreitet. Erstaunlich deshalb, da das maximale Drehmoment von 440 Nm bereits bei 1.900 Umdrehungen zur Verfügung stehen soll. Ist der Wagen erst mal in Bewegung, lässt es sich souverän fahren, die serienmäßige Sechsgang-Automatik ist hervorragend abgestimmt und schaltet angenehm weich. Was auffällt: Wenn man kräftig Gas gibt, schaltet sie nicht gleich herunter, sondern lässt den Motor im hohen Gang aus niedrigen Drehzahlen beschleunigen; erst per Kick-Down lässt sich das Herunterschalten auslösen. Da geht es bei der Konkurrenz durchwegs hektischer zu.
230 km/h schafft der C6 als Höchsttempo, wobei der Motor (übrigens mit serienmäßigem Partikelfilter) recht laut wird. Bei in Österreich erlaubten Geschwindigkeiten hält er sich relativ souverän zurück, wenn er nicht gerade im kalten Zustand gestartet wurde. Angetrieben werden die Vorderräder, Allrad ist nicht verfügbar, was bei Nässe unangenehm auffällt.
Etwas hat der Citroen C6 allen voraus: Er ist das erste und einzige Auto, dass im EuroNCAP-Crashtest in der Kategorie Fußgängerschutz 4 von 4 möglichen Sternen erhalten hat.
Der Citroën C6 wurde bereits mit einigen Preisen bedacht, so z.B. mit dem „Auto 1“-Innovationspreis der „Auto Bild“-Gruppe für die beste technische Neu-entwicklung, die aktive Motorhaube. Diese verhalf dem Citroën C6 beim Crashtest und machte ihn damit zum sichersten Fahrzeug in diesem Bereich. Auch die mInsassen sind natürlich gut geschützt (5 Sterne, 34 von 37 möglichen Punkten).
62.300,-- Euro kostet der Testwagen, zuzüglich 1.000,-- für die Metalliclackierung (Fulminator-grau) und 1.650,-- für das First-Class-Paket; da ist sogar das Spurwechsel-Warnsystem schon dabei (Fahrersitz vibriert, wenn man die Räder die seitliche Fahrspurmarkierung berühren). Für den Einstiegspreis von 44.200,-- Euro gibt es die Basisversion des 170-PS-Diesels.
Fazit
Der C6 ist etwas für individualistische Ästheten, die geringeren Wert auf Sportlichkeit legen.
Stephan Schätzl
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