Die deutsche Verlegerin Julia Becker unterstreicht die wichtige Rolle der Medien in unserer Zeit: Fakten erklären, Orientierung schaffen.
Noch nie war qualitativ guter Journalismus so wichtig wie heute: In Zeiten, in denen Diktatoren den Bürgern ihre eigene „Deutungshoheit“ aufzwingen und auf Social-Media-Kanälen jeder ungestraft falsche Fakten verbreiten darf, haben seriöse Medien eine große Bedeutung.
Instanz wichtig, die Mächtigen auf die Finger schaut
Darüber referierte Julia Becker, als Chefin der deutschen Funke-Gruppe Miteigentümerin der „Krone“, auf einem europäischen Medienkongress in Wien. Interessierte Zuhörer neben zahlreichen prominenten Medienleuten waren auch ihre Mutter Petra Grotkamp und „Krone“-Herausgeber Christoph Dichand.
Glaubwürdigkeit ist zweifellos die wichtigste Währung der Medienbranche. Das ist ein ungeheurer Schatz. Und hier punktet niemand so sehr wie die Lokalzeitungen. Online ist wichtig, aber Print ist noch lange nicht tot. Geglaubt wird der Zeitung, das gilt für alle Generationen.
Julia Becker, Chefin der deutschen Funke-Gruppe und „Krone“-Miteigentümerin
Es braucht mehr denn je eine Instanz, die den Einflussreichen und Mächtigen auf die Finger schaut. Becker zitiert den österreichischen Publizisten Alfred Polgar: „Die Presse hat auch die Aufgabe, das Gras zu mähen, das über etwas zu wachsen droht.“
„Glaubwürdigkeit ist wichtigste Währung der Medienbranche“
Sie unterstrich die Notwendigkeit, dass Verlage ihre Inhalte sowohl gedruckt als auch digital anbieten müssen, um alle Zielgruppen zu erreichen. Doch bei allem erwartet sie von den Medien Objektivität, Distanz, Zurückhaltung und Seriösität: Denn „Glaubwürdigkeit ist zweifellos die wichtigste Währung der Medienbranche.“
Kritisch äußert sie sich zur „Klick-Logik“ vieler Online-Redaktionen, in denen exakt gemessen wird, wieviele Menschen einen Text wielange lesen und wie er auf divesen Kanälen „läuft“. So bestünde die Gefahr der Boulevardisierung und Skandalisierung. Da müsse man sehr aufpassen.
In einer sehr komplexen Welt wollen die Menschen, dass Medien ihnen Fakten erklären und Orientierung schaffen. Hier punkten vor allem (lokale) Zeitungen, die laut Untersuchungen die größte Glaubwürdigkeit haben. Von der Politik wünscht sicht Becker einen Verzicht auf die Mehrwertsteuer auf Printprodukte, da die Verlage stark unter hohen Papier- und Energiekosten leiden.
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