Wegen Ukraine-Sager?
Nach Kritik: Russland blockiert kasachisches Erdöl
Die russischen Behörden schließen mit Montag ein Terminal am Schwarzen Meer, durch das zwei Drittel der kasachischen Öl-Exporte fließen. Zum offiziellen Grund heißt es laut Staatsmedien, dass im Schwarzmeerhafen Noworossijsk Seeminen aus dem Zweiten Weltkrieg gefunden worden seien. Stutzig macht allerdings der Zeitpunkt dieser Ankündigung.
Kurz davor hatte der kasachische Präsident Kassym-Jomart Tokajew erklärt, dass er die ostukrainischen Separatistenrepubliken Donezk und Luhansk - im Gegensatz zu Russland - nicht anerkenne. Diese Aussage tätigte er in Anwesenheit des russischen Machthabers Wladimir Putin, der prompt zurückschlug. „Was ist die Sowjetunion? Das ist das historische Russland“, meinte Putin. Laut Beobachtern war das eine kaum verhüllte Drohung, dass die ehemalige Sowjet-Republik Kasachstan genauso wie die Ukraine Opfer einer Invasion werden könnte.
Bis Monatsende fließt kein Öl
Zwei Tage später erklärte dann Russland laut der Zeitung „Kommersant“, dass man im Hafen von Noworossijsk etwa 50 Blindgänger gefunden habe. Ausgerechnet vor dem Terminal des Konsortiums CPC, das die Erdöl-Pipeline zwischen Kasachstan und dem russischen Noworssijsk betreibt. Diese ist die wichtigste Strecke für den Transport der Ressource aus Kasachstan in westliche Länder. Die Entminungsaktion dürfte mindestens bis Monatsende dauern - solange gibt es auch keine Öl-Ausfuhr.
Nach einem Bericht der ukrainischen Nachrichtenagentur „Unian“ soll Kasachstan bereits Vergeltung für die unfreiwillige Pause üben. Das Land hindere 1700 Eisenbahnwaggons mit russischer Kohle an der Ausfuhr. Das kasachische Industrieministerium wies derartige Berichte allerdings als „Fälschung“ zurück. Bei der russischen Eisenbahn lauf alles normal, es gebe keine Verzögerungen bei Exporten, hieß es in einer Mitteilung.
Russland und Kasachstan brauchen einander
Sollte die Blockade des Terminals tatsächlich russische Rache für die Aufmüpfigkeit Kasachstans sein, dürfte das die Beziehungen der Verbündeten schwer belasten. Noch am Freitag hatte Putin das Nachbarland als „brüderliche Nation“ bezeichnet. Die beiden Staaten sind jedenfalls aufeinander angewiesen und wichtige politische und wirtschaftliche Partner. Russische Truppen sicherten zudem Anfang des Jahres nach massiven Volksprotesten die Macht des kasachischen Staatsoberhaupts.
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