Die Zahl der Aufgriffe an der burgenländischen Grenze explodiert. Allein diesen Monat wurden über 4000 Migranten angetroffen. Die Belastung für die Exekutive ist gewaltig.
Samstag, mitten in der Nacht im Bezirk Oberpullendorf. Bundesheer-Soldaten entdecken ein verdächtiges Fahrzeug, das langsam über die Landstraße fährt. Es ist ein Schlepper, der in der Nähe Flüchtlinge abholen will. Als er die Soldaten entdeckt, gibt er Gas und versucht zu flüchten. In Kroatisch Minihof ist Endstation für den Ägypter. In der darauffolgenden Nacht werden dann die Flüchtlinge gefunden, nach denen der Schlepper Ausschau gehalten hatte. Es handelt sich um zehn Syrer, darunter ist auch ein Vater mit seinem sieben Jahre alten Kind. Sie alle stellen einen Asylantrag.
Bezirk Oberpullendorf als Hotspot
Es sind nur zwei Einsätze von wahrscheinlich Hunderten, welche die Soldaten und Polizeibeamten mittlerweile zu bewältigen haben. Fast 2000 Flüchtlinge wurden vorige Woche aufgegriffen. Allein im Juni wurden mit 4400 Migranten bereits mehr Flüchtlinge angehalten als das gesamte erste Halbjahr 2021. Mehr als die Hälfte der bisher angehaltenen Migranten werden im Mittelburgenland angetroffen - mehr als in jedem anderen Bezirk in Österreich. Der zweite Hotspot ist im Bezirk Neusiedl am See.
Polizei ist überlastet
Die Beamten kommen inzwischen an ihr Limit, ist von mehreren Personalvertretern zu hören. Nicht nur die schiere Anzahl der Aufgriffe von Migranten und Schleppern, sondern auch die Grenzkontrollen (die Einsatzkräfte haben hier teilweise nicht einmal eine Unterstellmöglichkeit) führen dazu, dass die Polizisten völlig überlastet sind. Für die reguläre Arbeit bleibt kaum Zeit, viele fühlen sich von der Politik im Stich gelassen. „Es muss endlich mehr Personal geben“, so die Personalvertreter einhellig.
Mehr Personal gefordert
Eine Forderung, der sich der frühere Polizeichef Landeshauptmann Hans Peter Doskozil anschließt: Seit der Flüchtlingskrise 2015 sei nichts passiert, die Zuspitzung der Flüchtlingssituation sei eine politische Bankrotterklärung der Bundesregierung. Es brauche eine umfassende Aufstockung bei Polizei und Bundesheer, aber auch Gegenmaßnahmen der Bundesregierung sowie europaweite Anstrengungen: „Europa schaut weg, Österreich schaut weg“, so Doskozil. Das Innenministerium will nun reagieren und hat angekündigt, mehr Personal bereitstellen zu wollen.
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