„Super Bowl der Unis“

ACSL wird „Happel-Stadion konstant füllen können“

ACSL
25.06.2022 06:30

2012 durfte Lawrence Gimeno im Zuge eines Auslandssemesters in den USA College-Sport hautnah miterleben und dessen enormen Stellenwert für die Studenten kennenlernen. In Wien entschloss sich der WU-Absolvent daraufhin dazu, selbst eine Studenten-Liga zu gründen, woraufhin die ACSL (Austrian College Sports League) entstand. Wenige Jahre später hat Gimeno gemeinsam mit Colin Fuchs-Robetin und deren 10-köpfigen Team über 800 Athleten, 50 Cheerdancer und einer Marchingband College Sport nach Österreich gebracht. Nach kleinen Anfängen 2015 treffen die TU Robots am 2. Juli im College-Football-Finale vor über 5.000 Fans samt TV-Übertragung auf die Uni Wien Emperors. Sportkrone.at traf Gimeno zum Gespräch.

Krone: Du bist 2012 im Rahmen eines Auslandssemesters in Kentucky in Kontakt mit College Sport gekommen. Wie kam es zur Idee, den Hype nach Österreich zu holen?
Gimeno: Ich bin nach Kentucky gegangen, da dort eine der weltbesten Basketball-Universitäten der Welt ist, die pro Jahr drei bis vier Draft-Picks für die NBA abwirft. Als ich dann auf andere Austauschstudierende traf, die zu meiner Überraschung gar nicht wegen des Sports an der Uni waren, habe ich ihnen Karten gekauft und sie davon überzeugen können, mit mir gemeinsam das erste Saisonspiel anzusehen. Alle Studierenden - auch wenn sie keine Ahnung von Basketball hatten - waren Monate später beim Finale von oben bis unten in blau-weiß gekleidet und meinten, sie wären „Kentucky Wildcats for Life“. In der Stadt leben normalerweise 220.000 Leute, am Finalabend waren zwei Millionen in der Stadt, wobei das Spiel eigentlich in New Orleans stattfand. Wenn Leute nach Kentucky gehen, wo es nichts gibt außer College Sport und nach sechs Monaten sagen, sie sind „Kentucky Wildcats for Life“, dann bin ich der Meinung, uns entgeht so viel in unserer Studienzeit. Ich habe in sechs Monaten in den USA mehr erlebt als in vier Jahren an meiner Universität in Wien. Ich habe realisiert, dass es gar nicht um den Sport oder die Popularität von Basketball geht. Es geht um das Gefühl, dazuzugehören, Leute zusammenzubringen und die Studienerfahrung zum Erlebnis zu machen. In Österreich geht man eher auf die Uni, um Prüfungen zu absolvieren, während Freunde und Privates nur außerhalb des Studiums Platz finden.

Colin Fuchs-Robetin (l.) und Lawrence Gimeno (r.) (Bild: ACSL)
Colin Fuchs-Robetin (l.) und Lawrence Gimeno (r.)

2013 hast du die WU Tigers gegründet, 2015 fand das erste ACSL-Basketballspiel statt. Wie viele Sportarten umfasst die Liga mittlerweile?
Begonnen hat es mit Basketball, hier haben wir sowohl Herren- als auch Damen-Teams. Im Oktober 2016 fand dann das erste Football-Event statt (In den Football-Teams spielen Studenten und Studentinnen gemeinsam, Anm.). 1.600 Leute sind damals zu dem Spiel gekommen, 300 weitere standen vor dem Eingang. Der Erfolg war so groß, dass die Polizei einen Einlassstopp fordern musste. Es war irre! Zur selben Zeit entwickelte sich auch ACSL-Cheerdance, mittlerweile haben wir über 60 Tänzer und Tänzerinnen in der Liga. Die Marching Band entstand ein Jahr darauf. Wir versuchen uns derzeit darauf zu konzentrieren, unsere Kooperationen mit den Unis zu verstärken und das College-Sport-Konzept a la „Uni gegen Uni“ noch stärker an den Studierenden zu bringen, wobei der Sport hierbei gar nicht so ausschlaggebend ist. Für den gewöhnlichen Studierenden ist es nicht entscheidend, ob die Robots gegen die Uni Wien im Football oder im Basketball gegeneinander antreten. Es geht darum, einer Uni anzugehören.

Hättest du gedacht, dass zehn Jahre nach deinem Auslandssemester über 5.000 Leute das College-Football-Finale Summer Bowl auf der Hohen Warte sehen wollen - Tausende weitere via Live-TV-Übertragung?
Ich muss ehrlich sagen, ja. Was ich in Kentucky gelernt habe, ist, dass du nicht durch die Popularität der Sportart limitiert bist. Das Einzige, was wichtig ist, ist, dass wir an der Uni studieren und ein Zugehörigkeitsgefühl aufbauen. Das ist es, was wir versuchen, zu machen.

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Im Gegensatz zu anderen Ligen, wird die ACSL nicht durch die Sportart eingeschränkt.

Lawrence Gimeno

Wir wollen klarmachen: Das ist deine Uni, die in einem freundlichen Wettkampf mit anderen Unis steht. Die ACSL ist dabei die einzige Sportliga in Österreich, die konstant das Happel-Stadion füllen können wird. Du hast an der Uni Wien 90.000, an der TU 30.000, an der WU 25.000 und an der BoKu 13.000 Studierende. Das Potenzial ist da. Wie gesagt: Im Gegensatz zu anderen Ligen, wird die ACSL nicht durch die Sportart eingeschränkt. Es ist nicht ungewöhnlich, dass wir mehr Fans im Stadion haben als die Profiligen, da unser Konzept auf Zugehörigkeit aufgebaut ist. Wenn du an der Uni Wien studierst, dein Freund jedoch auf der WU, hast du schon eine geile friendly Competition - egal in welcher Sportart. Und rund herum stellen wir ein Event auf die Beine, bei dem das Entertainment nie zu kurz kommt mit DJ, Cheerdancer, Marchingband, Community Award Spielen, Fanchoreos, uvm. Man muss es erlebt haben, um zu wissen, wie es sich anfühlt, im ACSL Stadion zu sein.

Wie groß ist die Vorfreude auf ein volles Stadion beim Summer Bowl zwischen den TU Robots und den Uni Wien Emperors?
Das ist einfach so geil! Mein Traum war es immer, dieses echte College-Feeling zu erleben. Du möchtest einfach diese Intros, diese Feuerkanonen, die Tausenden Fans, die dich anfeuern. Jetzt sind wir in einer Position, die es uns erlaubt, genau das für junge Leute zu kreieren und sie zu feiern wie Rockstars. Ich liebe es Merchandise, die Jerseys, Logos und Grafiken zu designen, damit diese eine Geschichte erzählen, eine Identität repräsentieren, und unsere Athleten und Athletinnen sich fühlen, als wären sie in Amerika die College-Stars. Auf allen Bannern und Werbematerialien siehst du unsere Spielerinnen und Spieler der Teams abgebildet, sechs Quadratmeter große Plakate von Quarterbacks hängen an den Unis und im Stadion. So etwas wirst du nie vergessen. Der Summer Bowl ist der Super Bowl der Unis und das größte Fest des Jahres. Es wird eine unvergessliche Show und Pokale geben, die Championship wird vergeben, zudem wird ein College mit dem ACSL Community-Award gekrönt.

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Am 2. Juli werden Freudentränen fließen - das ist für uns in der ACSL einfach das Größte.

Lawrence Gimeno

In den Pausen finden dafür Spiele wie Eierlauf, Dance-Battles oder Sackhüpfen statt. Deine Uni kann dadurch auf dem Feld zwar hinten liegen, in der Community-Wertung liegt sie jedoch an der Spitze. In der TV-Übertragung wird neben dem Game-Score immer der Community-Score eingeblendet. WU, TU und die Uni Wien haben nach wie vor die Chance, sich den Community-Titel zu schnappen. Am 2. Juli werden Freudentränen fließen - das ist für uns in der ACSL einfach das Größte.

Wie wichtig sind die Fans bei solch einem Event?
Ich sag es ganz ehrlich: Wir haben die beste Stimmung in Österreich, wir arbeiten aber auch viel daran. Ein Besuch bei der ACSL ist wie ein Tag in Disneyland.  Sobald du das Stadion betrittst, wirst du bei uns von lächelnden ACSL-Mitarbeiterinnen begrüßt. Das ist kein Zufall, ebenso wenig, wie Ideen a la Community-Award, Stationen, wo du Plakate basteln kannst sowie Programme, die dich über Challenges informieren. Unsere Animateure Max und Toni kümmern sich in der Zwischenzeit um die Fans der Teams und animieren die Zuseherinnen und Zuseher dazu, an den Aktivitäten teilzunehmen. Mittels Dezibel-Messgerät messen wir dann, welches Team die lauteren Fans hat und wer die Challenges gewonnen hat. Diese Veränderung, wie man studiert, wollen wir immerhin nicht nur für die Sportlerinnen und Sportler schaffen. Wir wollen für jeden Studierenden das Studium zum Erlebnis machen.

Mittlerweile wünschen sich Unis sogar den College Sport der ACSL. Die JKU Linz hat einen supercoolen Campus aufgebaut und eine tolle Infrastruktur. Nun will die Uni, dass die Leute davon erfahren, wie toll ein Studium in Linz sein kann. Dafür wurden wir beauftragt, um die Studienerfahrung in Linz noch weiter zu verbessern und nicht auf eine Vermarktungsagentur vertraut. In Wien sind wir auf die Unis zugegangen, Linz öffnet uns die Türen zu ihrer großartigen Infrastruktur für College Sport. Es gibt einen eigenen Trainingsplatz, ein eigenes Fitnesscenter, eine tolle Mensa und eine erstklassige Leitung des USI Linz, die das Projekt unterstützt. Für uns ist das natürlich ein riesiger Schritt. Wir werden im Studienjahr 2022/23 an der JKU mit Basketball starten, das Jahr darauf mit Football. Linz wird das Non-Plus-Ultra im österreichischen College Sport und unser ganzes Team freut sich darauf.

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(Bild: KMM)



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