Vielleicht waren es die jüngsten Geschehnisse in der Welt, die die Musiker auf der Nova Jazz & Blues Night am Samstag in eine ganz besondere Stimmung versetzten; die tödliche Dürre in Afrika, der Terror in Norwegen und der - vor allem für die Musikwelt - tragische Tod von Amy Winehouse, die erst vor wenigen Wochen ihren für Sonntag geplant gewesenen Wiesen-Auftritt abgesagt hatte. Gut möglich, dass sich die Acts deswegen besonders auf das Wesentliche konzentrierten, nämlich ihre Musik und das Publikum. Man bekam den Eindruck, dass keiner an diesem offenbar nicht ganz so gewöhnlichen Tag eine gewöhnliche Show abliefern wollte.
Vom Opener Mo'Horizons (Latin Jazz aus Deutschland) über den Überraschungserfolg von Parov Stelar, der beim Wiesen-Publikum mit seinem kraftvollen Electro-Swing besonders punkte konnte, bis zum virtuosen Set Kult-Saxofonist Manu Dibango gab es an der Tageslicht-Hälfte der ersten Nova Jazz & Blues Night aber auch gar nichs auszusetzen.
In die Dämmerung wurden die Besucher dann vom italienisch geführten Groove-Kollektiv Jestofunk begleitet. Sänger CeCe Rogers peitschte Musiker und Publikum zu Höchstleistungen, schenkte den einen keine ruhige Minute und den anderen keine tanzfreien. Mit einer guten halben Stunde Verspätung - weil Jestofunk kräftig überzogen hatten - startete dann Jamie Cullum.
Der kleingewachsene Brite vermag am Klavier Großes zu vollbringen und zog das Publikum von der ersten Nummer weg in seinen Bann. Mit viel Leidenschaft und Jazzakkorden bewaffnet, vergeht er sich an Popsongs von Rihanna ("Don't Stop The Music") und Beyonce Knowles ("Put A Ring On It"), streut dazwischen noch ein wenig Beatles ein ("Come Together") - um dann ausgerechnet bei seiner eigenen Komposition ("Photograph") den Text zu vergessen. Mit dem Smartphone in der Hand sang er's dann doch zu Ende. Als krönenden Abschluss eines wirklich perfekten Sets verwandelte der 31-Jährige das von Regen und Bier angefeuchtete Publikum dann noch zu Radioheads "High And Dry" in einen dreistimmigen Chor, dessen Gesang selbst bei den Holzpflöcken am Zeltboden für Gänsehaut gesorgt haben muss.
Wie schon bei der Nova Jazz & Blues Night 2009 machte Erykah Badu auch heuer in Wiesen den Abschluss. Mit so vielen Gerätschaften wie alle anderen Bands zuvor ließen die 40-Jährige und ihre Band ein Feuerwerk an Grooves und schrägen Sounds auf das Publikum einprasseln. Und dem inoffiziellen Motto des Tages entsprechend wirkte auch die Avantgarde-Hip-Hopperin etwas nahbarer als sonst. Fazit: Die Nova Jazz & Blues Night ist (auch heuer wieder) ein nicht ganz so gewöhnliches Festival.
Fotos: Andreas Graf
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