Lage „sehr schwierig“
Ukrainischen Truppen im Osten droht Einkesselung
Im stark umkämpften ostukrainischen Gebiet Luhansk sind ukrainische Einheiten in Ortschaften südlich von Sjewjerodonezk bedroht, von russischen Truppen eingeschlossen zu werden. Die Invasoren hätten mehrere Orte erobert, hieß es am Dienstag in einem Bericht des ukrainischen Generalstabs. In der Kleinstadt Hirske, rund 20 Kilometer südlich von Sjewjerodonezk, hätten russische Truppen ebenfalls Erfolge erzielt.
Damit wäre für die ukrainische Gruppierung um die Ortschaften Solote und Hirske die nördliche Straßenverbindung zu den übrigen ukrainischen Einheiten um Lyssytschansk südwestlich von Sjewjerodonezk gekappt worden. Vergangene Woche war bereits eine weiter westlich gelegene Verbindung unter russische Kontrolle geraten.
Moskau: Von Brigade nur 28 Soldaten übrig
Nach Angaben des russischen Armeesprechers Igor Konaschenkow haben die ukrainischen Kräfte in der Region hohe Verluste erlitten. Von der in Sjewjerodonezk stationierten 57. mechanisierten Brigade seien nur noch 28 Soldaten übrig, in der Kleinstadt etwas weiter westlich davon seien Hunderte ukrainischer Soldaten desertiert, meinte er.
Der Großraum Sjewjerodonezk - Lyssytschansk ist derzeit das Zentrum der Gefechte. Hier harren noch ukrainische Truppen aus, der Großteil des Gebietes Luhansk ist von Russland bereits erobert. In der Industriestadt Lyssytschansk wurde durch russisches Granatfeuer laut ukrainischen Angaben „kastastrophale Zerstörung“ angerichtet. Der Gouverneur der Region Luhansk, Serhij Hajdaj, sagte, dass ununterbrochener Beschuss allein am Montag zehn Wohnblöcke und eine Polizeistation zerstört habe. Eine Person sei dabei getötet worden.
Seit zwei Monaten schon versucht die russische Armee, Sjewjerodonezk - das Verwaltungszentrum der Region Luhansk im Osten der Ukraine - einzunehmen. Trotz starker Artillerieüberlegenheit ist es den Russen bisher nicht gelungen, die Stadt vollständig unter ihre Kontrolle zu bringen. Sollten die ukrainischen Truppen dort tatsächlich nicht mehr versorgt werden können, wäre dies ein Erfolg für die Russen.
Lage an der Front „extrem schwierig“
Zuvor hatte die Ukraine Schwierigkeiten bei den Kämpfen im Osten des Landes eingeräumt. Gouverneur Hajdaj sagte, die Lage entlang der Front sei „extrem schwierig“. Russland habe einige Gebiete eingenommen und genügend Reserven für eine neue Großoffensive gesammelt. Die Nacht auf Dienstag sei allerdings relativ ruhig gewesen. „Es ist eine Ruhe vor dem Sturm“, sagte Hajdaj.
In der ostukrainischen Region Charkiw sind unterdessen durch russische Angriffe 15 Menschen getötet worden (siehe auch Video oben). 16 weitere wurden verletzt, wie der Gouverneur des Gebiets Oleh Synjehubow am Dienstag auf Telegram mitteilte. Unter den Toten ist auch ein achtjähriges Mädchen. Seit Beginn der russischen Invasion vor rund vier Monaten haben die Vereinten Nationen über 4500 getötete Zivilisten in der Ukraine registriert. Die UNO geht aber wie Kiew von weitaus höheren zivilen Opferzahlen aus.
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