Überlastung

Tennisarm ganz ohne Tennis

Gesund Aktuell
26.06.2022 17:00

Sehnenentzündungen machen nicht nur Sportlern zu schaffen, sondern treten auch durch andere immer gleiche Handgriffe auf. Wie man die quälenden Schmerzen bei der so genannten Epicondylitis verhindern oder im Bedarfsfall beseitigen kann, das berichten Fachärzte.

Angelina H. ist 38 Jahre alt und hat nie Tennis gespielt. Dennoch konnte sie bis vor kurzem niemandem mehr die Hand schütteln, den linken Arm weder in der Freizeit, im Beruf oder im Haushalt belasten, noch - und das war der entscheidende Punkt, sich behandeln zu lassen - ihr kleines Kind hochheben. Zu stark waren die Schmerzen im Ellbogen geworden. Sehnenentzündungen im Ellbogen (Epicondylitis) machen also nicht nur Tennisspielern oder Golfern oft monatelang schwer zu schaffen. Dieses im Volksmund hauptsächlich als Tennisarm bezeichnete Leiden trifft auch jene, die über längere Zeit hinweg gleichförmige Handgriffe ausführen: Stundenlange Bürotätigkeit mit Maus und Tastatur, Haus- und Gartenarbeit, bestimmte handwerkliche Tätigkeiten in Freizeit und Beruf. Sogar das fleißige Üben mit der Geige kann zum „Tennisarm“ führen.

DDr. Andreas Hingsammer, Facharzt für Orthopädie in Steyr (Oberösterreich), über die Entstehung der Beschwerden: „Der aus mehreren Gelenken bestehende Ellbogen ist von wichtigen Nerven und Blutgefäßen umgeben. Diese versorgen die Hand und damit auch die Finger. Daher können schon zu Beginn kleine Überreizungen unangenehme Folgen nach sich ziehen. Wie Brennen im Unterarm bis zur Hand, mitunter sogar Taubheitsgefühl.“

Eine Eigenbluttherapie kann den Heilungsprozess optimieren. (Bild: Krone KREATIV, Rudolf Laresser)
Eine Eigenbluttherapie kann den Heilungsprozess optimieren.

Ellbogenschmerzen rasch behandeln lassen!
Der wichtigste ärztliche Rat lautet dann: Nur nicht chronisch werden lassen! Wenn bereits simple Alltagsbewegungen wie das Heben einer Schale oder Öffnen eines Drehverschlusses Probleme bereiten, wenn schon ein Händedruck als äußerst schmerzhaft empfunden wird, dann herrscht Alarmstufe rot! In diesem Fall sollte dringend fachärztliche Hilfe gesucht werden. Bei ersten Anzeichen einer Epicondylitis hilft noch strikte Schonung, sowie gezielte Dehnung und sanfte Kräftigung nach dem Abklingen der Akutsymptome. „Fitnesspapst“ Willi Dungl hat im Anfangsstadium einst mit Eiswürfelmassage gute Erfolge erzielt: Den Würfel mit einem Waschlappen nehmen und die schmerzende Stelle vorsichtig bis zu zwei Minuten abreiben. Örtliche Anwendung mit Weihrauchgel und die Einnahme von Curcuma sind mitunter hilfreich, vorübergehend können Medikamente nötig sein.

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Mit Physiotherapie, Infiltrationen, speziellen Bandagen und zum Beispiel Stoßwellentherapie bringt man die Beschwerden bei den meisten Patienten dauerhaft in den Griff.

Dr. Michael Riedl, Orthopäde

Von wesentlicher Bedeutung für nachhaltige Besserung ist die Analyse der Ausgangssituation. Sportler sollten vom Trainer überprüfen lassen, ob die Technik stimmt, die Ausrüstung passt (bei Tennisspielern können Griff und/oder Bespannung falsch sein) und ob richtig aufgewärmt wird. Meistens kommt aber doch auch der Sportarzt ins Spiel. Er entscheidet über den an die Situation angepassten Behandlungsweg. Dr. Michael Riedl, Orthopäde in Salzburg: „Mit Physiotherapie, Infiltrationen, speziellen Bandagen und zum Beispiel Stoßwellentherapie bringt man die Beschwerden bei den meisten Patienten dauerhaft in den Griff.

Nach Eigenbluttherapie hebt die Patientin ihr Baby wieder hoch! (Bild: Rudolf Laresser, 4020 Linz)
Nach Eigenbluttherapie hebt die Patientin ihr Baby wieder hoch!

Gute Erfahrungen gibt es mittlerweile auch mit der ACP-Therapie. Allerdings braucht es seine Zeit, bis der Nutzeffekt eintritt.“ Die angesprochene Eigenbluttherapie wird zur Unterstützung bzw. Abkürzung des Heilungsverlaufes eingesetzt. Man nützt dabei die entzündungshemmende Wirkung von körpereigenem Plasma. Zudem werden Wachstumsfaktoren freigesetzt und die Regeneration gefördert. Aktuelle Studien zeigen, dass diese Methode eine Alternative zur Operation sein kann.

In vielen Fällen kann das eigene Blut helfen
„Der Vorgang ist rasch erklärt: Dem Patient wird ein wenig Blut mit einem sogenannten Doppelspritzensystem entnommen. Dieses Blut stellt der Arzt in eine spezielle Zentrifuge. Binnen weniger Minuten setzt sich hochkonzentriertes Plasma ab, welches man dem Patienten sofort in die betroffene Region injiziert“, erläutert OA Dr. Paul Himmelstoss, Unfallchirurg in Liezen und Ramsau. Angst vor dieser Behandlung ist nicht nötig, wie der Eisenstädter Orthopäde Dr. Ramin Ilbeygui bestätigt: „Die Verwendung körpereigener Wachstumsfaktoren ist praktisch frei von Nebenwirkungen. Sie ergänzt ideal jede andere Therapie und beschleunigt die Heilung nach einer Operation. Eine weitere Möglichkeit bietet die Hochleistungs-Magnetimpulstherapie.“

Porträt von Wolfgang Exel
Wolfgang Exel
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