Leben mit Parasiten

Milben in unserem Gesicht werden Teil von uns

Gesund Aktuell
22.06.2022 13:30

Mikroskopisch kleine Milben, die sich in unseren Hautporen aufhalten, könnten bald gänzlich eins mit uns werden. Warum und wie dies möglich wäre, berichtet ein internationales Forschungsteam nach der vollständigen DNA-Analyse der winzigen Spinnentierchen.

Die Demodex-folliculorum-Milben leben in den Gesichts-Haarfollikeln, einschließlich der Wimpern, und an den Brustwarzen nahezu jedes Menschen. Sie sind etwa 0,3 mm lang und ernähren sich vom Talg, den unsere Zellen abgeben. Nachts werden sie aktiv, bewegen sich zwischen unseren Hautporen, um sich zu paaren. Außerhalb können sie nicht überleben.

Vom Parasiten zum Lebenspartner 
„Aufgrund dieser engen und dauerhaften Verbindung zum Menschen hat die Milbe enorm an Größe und zahlreiche Gene verloren. Sie überleben mit einem minimalen Repertoire an Proteinen - der geringsten Anzahl, die je bei dieser und verwandten Arten beobachtet wurde“, erklärt Dr. Alejandro Manzano Marín, Co-Erstautor der Studie und Mikrobiologe am Zentrum für Mikrobiologie und Umweltsystemwissenschaft, Universität Wien.

„Erstaunlicherweise zeigte unsere Untersuchung, dass die Milben in jungen Jahren viel mehr Zellen als im Erwachsenenstadium haben. Wir folgern daraus, dass sich die Milben von einem externen Parasiten zu einem permanenten Symbionten des Menschen entwickeln“, berichtet Dr. Manzano Marín. Inwieweit dies für den Menschen vorteilhaft ist, könne man bisher aber noch nicht sagen.

Inzucht führt zum Aussterben
Da die Milben so isoliert existieren, sind sie keinen äußeren Bedrohungen ausgesetzt und müssen nicht um den Befall von Wirten konkurrieren. Laut der Studie werden die Tierchen mütterlicherseits übertragen und treffen auf keine andere Milben mit anderen Genen. Somit fehlt der Kontakt zu potenziellen Partnern, die ihren Nachkommen neue Gene hinzufügen könnten. Dies führt die Milben in eine evolutionäre Sackgasse.

„Die Inzucht hat eine Anhäufung schädlicher Mutationen zur Folge, schlechte Genvarianten verbreiten sich schließlich schnell“, erklärt Dr. Manzano Marín. Diese Entwicklung könnte die Milben möglicherweise zum Aussterben bringen.

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