„Keine Kinderjause“

Heeres-Unteroffizier als „Schleifer“ für Soldaten

„Das Heer ist keine Kinderjause“, konzediert der Staatsanwalt dem angeklagten Stabswachtmeister. Wenn aber just bei der Friedenssicherung in Bosnien auch mit Worten gegen Auszubildende scharf geschossen wird, heißt das Amtsmissbrauch.

„Wir können die Übung auch mit scharfer Munition machen, und wenn ihr mich am Bein trefft, blas‘ ich euch den Schädel weg. Weil ich das darf. Ich hab vom Psychologen eine Bestätigung, dass ich Aggressionsprobleme habe.“ So soll der Bundesheer-Offizier mit jungen Soldaten umgegangen sein. Ja, mehr noch - er „schliff“ sie. Etwa mit Gewaltmärschen als Strafaktion.

Staatsanwalt Bernhard Löw sagt dazu „den Bogen überspannt“ und klagt den 32-Jährigen wegen Amtsmissbrauch an: Der Stabswachtmeister habe so das „Recht auf Funktionsfähigkeit ordnungsgemäßer Ausbildung von Soldaten“ verletzt.

Verängstigte Soldaten
Der Hüne mit militärischem Kurzhaarschnitt steht stramm vor Richterin Martina Krainz im Wiener Landesgericht, antwortet auf Fragen mehrfach mit „Jawoll“. Anders die Soldaten - sie wirken auch jetzt noch verängstigt. Ihre Probleme beim Friedenseinsatz haben sie dem Militärseelsorger geschildert, der Anzeige erstattete.

Der „Drill-Sergeant“ konterte, dass die Jungmänner die Aufgabe wohl eher mit einer „Sunshine-Mission“ verwechselt hätten: „Dienst von Montag bis Freitag von 8 bis 15 Uhr und dann Party!“ Doch die Untergebenen waren nicht die einzigen Beschwerdeführer.

Militärkarriere mit Knick
Wegen seines rüden Umgangs dank der ihm geborgten Ausbildner-Macht gibt es ein Jahr Haft bedingt, wogegen der Offizier sofort beruft. Berufen muss. Sonst ist es mit seiner Militärkarriere vorbei. Die ohnehin nun einen Knick hat.

Porträt von Gabriela Gödel
Gabriela Gödel
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