„Krone“-Kommentar

Wallners „Rückzug“: Kein Wunder

Kolumnen
23.06.2022 06:00

Noch bevor der Vorarlberger Landeshauptmann Montagfrüh bekannt gab, einen mehrwöchigen Krankenstand anzutreten, verkündete die „Presse“ schon fix seinen Rücktritt. Daraus wurde wenig später ein „Rückzug“ - natürlich ohne zuzugeben, dass die Meldung falsch war.

„Krankenstand, der neue Rücktritt!“, hieß es dann in Postings unbeirrt. „Sind bald alle weg?“ „Einer geht noch!“ „Demnächst Salzburg!“ Und: „Ein guter Tag beginnt mit dem Rücktritt eines ÖVP-Politikers.“ Was geht eigentlich in Menschen vor, die sich insgeheim freuen, wenn ein Politiker krank wird? Für die Empathie offenbar ein Fremdwort ist?

Vorarlbergs Landeshauptmann Markus Wallner. (Bild: APA/BKA/Florian Schrötter)
Vorarlbergs Landeshauptmann Markus Wallner.

Markus Wallner wird beschuldigt, persönlich in die Causa Wirtschaftsbund verwickelt zu sein. Eine - anonyme! - eidesstattliche Erklärung soll das beweisen. Wallner wies das immer als „Lüge“ zurück. Egal, ob die Vorwürfe haltlos sind oder stimmen, den Landeshauptmann haben sie zunehmend stärker belastet. Nicht nur politisch, sondern auch psychisch und physisch. Kein Wunder, dass ihn die Anstrengungen der letzten Wochen und Monate krank gemacht haben.

Wünscht man so jemandem den Rücktritt? Nein, man wünscht ihm alle Zeit, um wieder zu Kräften zu kommen. Man wünscht ihm gute Besserung. Und man wünscht ihm, sofern er die Vorwürfe ausräumen kann, dass er seine Arbeit irgendwann wird fortsetzen können. Im Arbeitsrecht ist Krankenstand nicht verhandelbar, sondern ein Anrecht. Das gilt auch für Politiker und politisch Andersdenkende.

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