"Biss wie Miezekatze"

Säbelzahntiger war alles andere als ein geschickter Jäger

Wissenschaft
25.07.2011 12:05
Sie wurden bis zu 1,20 Meter groß und 400 Kilogramm schwer, ihr Markenzeichen aber waren die langen Eckzähne, die ihnen ein furchterregendes Aussehen verliehen: Säbelzahntiger kommen für viele Menschen gleich nach dem Tyrannosaurus rex, wenn es um die gefährlichsten Raubtiere aller Zeiten geht. Doch waren die Eiszeitkatzen wirklich so effektive Jäger? Wissenschaftler glauben jetzt, dass sie sich vor allem von Aas und anderen Fleischabfällen ernährten.

Solche Rückschlüsse auf das Aussehen und Verhalten der Säbelzahnkatzen beruhen zum Teil auf Erkenntnissen aus Fossilfunden. Wichtige Indizien, wie die Tiere "tickten", liefern aber auch moderne Techniken zur Altersbestimmung oder Computersimulationen. So weiß man heute, dass in den letzten 15 Millionen Jahren viele verschiedene Arten von Säbelzahnkatzen auf der Erde lebten. Die letzten von ihnen starben vor rund 10.000 Jahren am Ende der Eiszeit aus.

Die vielleicht bekannteste Säbelzahnkatze ist Smilodon fatalis. Smilodon streifte durch die amerikanischen Steppenlandschaften und gilt als Prototyp eines gefährlichen Raubtiers. Doch sein Kiefer war nach Angaben von Forschern völlig damit überfordert, ein stark zappelndes Opfer längere Zeit festzuhalten. Löwen können dies bei einem Todesbiss über 20 Minuten und mehr.

"Er biss zu wie eine Miezekatze"
Eine der Fragen, die Wissenschaftler beschäftigt, ist, wie und wofür Arten wie Smilodon ihre bis zu 30 Zentimeter langen Fangzähne benutzten. "Im Gegensatz zu seinem Image hatte Smilodon einen weichen Biss. Er biss zu wie eine Miezekatze", sagt der Paläontologe Steve Wroe von der University of New South Wales. "Wenn Smilodon in eine Beute gebissen hätte, die wild um ihr Leben kämpfte, hätte er gefährliche Verletzungen und vielleicht sogar Schädel- oder Zahnbrüche riskiert." Dies wäre für die Säbelzahnkatze höchstwahrscheinlich das Todesurteil gewesen. 

Trotzdem war Smilodon keine Schmusekatze, sondern "eine schreckliche Bestie", wie Wroe meint. Denn was der Säbelzahnkatze beim Beißen fehlte, machte sie in anderer Hinsicht mehr als wett. So besaßen die Tiere einen enorm muskulösen und starken Körper, der perfekt dazu geeignet war, große Beutetiere zu Boden zu ringen. 

Pranken wie Enterhaken eingesetzt
Dabei halfen ihnen mächtige, mit scharfen Krallen besetzte Vorderpranken, die wie eine Art Enterhaken fungierten. Sie erlaubten es Smilodon, selbst Tiere von der Größe eines Bisons relativ einfach zu packen und zu überwältigen. Das Gebiss mit den riesigen Eckzähnen kam erst als finale Waffe zum Einsatz. Der Tötungsakt richtete sich dann gegen den Hals der Beute, weil es einfacher war, die Opfer auf diese Weise in Schach zu halten.

"Smilodon war völlig überdimensioniert ausgerüstet, um kleine Beute zu reißen, aber er war ein skrupelloser, effizienter Großwildjäger", sagt Wroe. Ein Löwe sei dagegen ein weitaus besserer Allrounder. Ob die an Smilodon gewonnenen Erkenntnisse auf alle anderen Säbelzahnkatzen übertragbar sind, ist offen. Schließlich gab es darunter auch Arten, die nicht einmal Ozelotgröße erreichten.

"Säbelzahntiger" keine korrekte Bezeichnung
Lange Zeit bezeichnete man Smilodon und seine Verwandten als "Säbelzahntiger". Dieser Name ist allerdings nicht korrekt, da die Tiere, wie man heute weiß, nicht direkt mit dem Tiger verwandt sind und einer anderen Unterfamilie der Katzen angehören. Sie werden daher als "Säbelzahnkatzen" bezeichnet.

Foto: Wikipedia/Clstaudt

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