Schon der Opener von Tag zwei der Nova Jazz & Blues Night, eine neunköpfige Formation um den französischen Sänger Ben l’Oncle Soul, zollte der Sängerin, die nur 27 Jahre alt wurde, Tribut, indem sie Winehouse gegen Ende des Sets mit einer Version von deren wohl bekanntestem Hit "Valerie" würdigte. Zuvor hatten Ben l’Oncle Soul dem Publikum im zu Beginn noch etwas schütter gefüllten Arena-Freigelände bei herbstlichen Temperaturen mit feinem Retro-Soul, der stark an die Sounds der Labels Motown und Stax der 1950er- und 1960er-Jahre erinnert, gewürzt mit einer Prise Funk, eingeheizt.
Nouvelle Chanson mit Zaz
Eine Mischung aus Chanson, Zigeuner-Swing, Latin, Pop und Rock lieferten anschließend die französische Sängerin Zaz alias Isabelle Geffroy und ihre vierköpfige Band ab. Die 31-Jährige, die aufgrund ihrer ausdrucksstarken, rauen Stimme in ihrer Heimat häufig mit der Chanson-Legende Edith Piaf verglichen wird, sang sich bei immer stärker werdendem Regen durch die Songs ihres Debütalbums "Zaz", das im Vorjahr neun Wochen lang die Charts in Frankreich angeführt hat. Auch wenn es mit dem Mitsingen des Publikums bei Songs wie dem swingenden "Les Passants", dem Hit "Je veux", "J'aime a nouveau", "Le long de la route" oder "Le chat" noch nicht klappte – Zaz lieferte ein mitreißendes Set ab.
"Blufunk" mit Keziah Jones
In die Dämmerung wurde das wetterfeste Publikum dann vom nigerianischen Gitarristen und Sänger Keziah Jones begleitet. Der 43-Jährige, dessen perkussives Gitarrespiel laut eigenen Aussagen u.a. von Jimi Hendrix beeinflusst wurde (was auch in der Arena nicht zu übersehen und -hören war), und seine Begleiter an E-Bass und Schlagzeug lieferten eine harte, treibende Mischung aus Soul, Funk und afrikanischem Blues ("Blufunk", wie Jones das Ganze selbst bezeichnet) auf höchstem Niveau ab.
Der Sohn eines nigerianischen Stammeshäuptlings und Industriellen eröffnete seinen Auftritt mit dem Stück "Million Miles From Home" (dem Opener seines zweiten Albums "African Space Craft") und spielte sich – ab dem vierten Song mit obligatem nacktem Oberkörper – bei seinem Wien-Auftritt anschließend durch ein Quasi-"Best-of" seines Schaffens – darunter Stücke wie "Kpafuca", "Neptune", "Lagos/New York", "1973 (Jokers Reparations)", "Beautiful Emilie" und "The Funderlying Undermentals".
Großartig seine eigenwillige Highspeed-Version des Bob-Dylan-Klassikers "All Along the Watchtower" gegen Ende des Sets, der er den Titel "Rhythm Is Love" folgen ließ, bevor er und seine beiden Mitstreiter – ohne Zugabe – von der Bühne abgingen.
Anstatt einer Gedenkminute für die am Vortag verstorbene Amy Winehouse spielte der Veranstalter vor dem letzten Act des Abends ihren Song "Back To Black" von einer CD ein, "damit sie für einen Song bei der Nova Jazz & Blues Night dabei ist", wie es hieß.
Viel Soul mit Aloe Blacc
Den Abschluss machten ab 21.35 Uhr – der Regen hatte inzwischen wieder etwas nachgelassen – Aloe Blacc und seine sechsköpfige Band, die erst Anfang April in der wenige Meter entfernten Halle der Arena aufgetreten waren (Bericht in der Infobox). Blacc eröffnete sein Set mit dem groovenden "Hey Brother"; "You Make Me Smile", die Coverversion des Velvet-Underground-Klassikers "Femme Fatale", "Green Lights", "Good Things", "If I" und "Politician" (allesamt vom zweiten Album "Good Things" des Amerikaners, das im vergangenen Herbst erschienen ist) folgten.
Nach rund 50 Minuten und viel, viel Soul erklang dann auch jene Nummer, mit der sich Blacc in die Gehörgänge von Millionen Menschen weltweit gesungen hat: "I Need a Dollar", das der 32-jährige Amerikaner live mit jeweils einigen Zeilen aus Bob Marleys Reggae-Klassiker "No Woman, No Cry", "Walking On The Moon" von Police und dem 1980er-Jahre-Hit "Maneater" (von Daryl Hall und John Oates) verbrämt hat. Dann – knapp eine Stunde nach Beginn des Auftritts – verschwand Blacc vorerst von der Bühne. Zwei Zugaben gab's aber schließlich noch: eine ultra-langsame Fassung von Michael Jacksons Welthit "Billie Jean" und "Loving You Is Killing Me" von Blaccs letzter Single, dann endete um 22.45 Uhr die Nova Jazz & Blues Night 2011.
Fotos: Andreas Graf
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