Taxi-Geschichten

Wie die Flugsituation die Taxibranche beschädigt

Wien
27.06.2022 11:00

Wir fahren mit und hören zu. „Krone“-Reporter Robert Fröwein setzt sich auf die Taxi- oder Uber-Rückbank und spricht mit den Fahrern über ihre Erlebnisse, ihre Sorgen, ihre Ängste. Menschliche Geschichten direkt aus dem Herzen Wiens.

Wer die „Krone“ liest, ist bestens informiert - das nahende Sommerurlaubsvergnügen nach zwei Jahren des pandemischen Darbens wird durch zahlreiche Flugausfälle geschmälert. Personalmangel an allen Ecken und Enden sorgt auf verschiedenen Flughäfen in unterschiedlichen Ländern dafür, dass Flieger verspätet starten oder ankommen, storniert werden oder mit nicht näher definierten Problemen ewig lange auf ihrem Stellplatz verharren, während die Abflugslots verstreichen. Die Folgen daraus: frustrierte Passagiere, die sich nicht an kühlen Mojitos am Strand von Kreta laben, sondern sich mit überteuerten Bieren am industriell-kühlen Gate C am Schwechater Flughafen zuprosten müssen.

Die Situation beschert auch den Flughafentaxis Probleme. Ich besuchte Anfang der Woche die Hard-Rocker Guns N‘ Roses in Warschau und hatte beim Rückflug sogar noch Glück - nur 30 Minuten Verspätung. Verursacht nicht durch fehlende Mitarbeiter, sondern aufgrund des peitschenden Regens und unkontrollierbaren Gewitters in der polnischen Landeshauptstadt. Exakt diese halbe Stunde später lande ich in Schwechat und warte auf das Taxi nach Hause. Mein Fahrer läutet bereits Sturm, um mir von seiner Verspätung zu erzählen. „Auf meiner App steht, dass du erst um 23.30 Uhr landest und nicht um 23 Uhr. Leider musst du jetzt ungefähr 15 Minuten auf mich warten, weil ich gerade die vorige Fahrt beendet habe.“

Für die Taxiunternehmen sind die sprunghaften Flugzeiten wie ein Fluch. An einem starken Tag schafft ein Fahrer etwa sieben bis zehn Fahrten zum Flughafen und wieder zurück - je nach Bezirk und Verkehrslage. Die Quantität minimiert sich. Aufgrund der derzeitigen Vorkommisse müssen Fahrten immer öfter storniert und verschoben werden. „Die Kunden können auf ein normales Taxi am Flughafen umsteigen und wir zahlen die Preisdifferenz.“ Für die Kundenbindung ist die derzeitige Lage wenig förderlich. Wie die Passagiere, kommen auch die Taxler unschuldig zum Handkuss. „Unlängst war einer meiner Fahrgäste auf einem Flug, der storniert wurde. Nur wurde mir das nicht angezeigt und mitgeteilt. Ich fuhr zum Flughafen, habe auf ihn gewartet, ihn angerufen und er sagte mir, er hänge noch in London fest. Weder Airline noch App haben mich darüber informiert.“

Die Margen im Taxigeschäft sind eng bemessen. Fahrtenausfälle und gröbere Verspätungen ziehen einen ganzen Rattenschwanz an Folgemängel nach sich, die zu finanziellen Verlusten führen. Mein Fahrer, bereits 15 Jahre in seiner Profession, weiß Bescheid. „Vor allem die Gepäckausgabe führt derzeit zu großen Problemen. Wenn ein Kunde auf einen Koffer wartet, muss man sowieso schon viel mehr Zeit einkalkulieren. Abends arbeiten auch viel weniger Menschen am Flughafen, weil man damit die Nachtzulagen einspart. Mittlerweile warten Passagiere oft eine Stunde auf ihren Koffer.“ Taxifahrer müssen, wie alle anderen Autofahrer auch, bereits nach zehn Minuten Stehzeit am Flughafen viel Geld zahlen. Derartige Verspätungen und Unregelmäßigkeiten fallen schnell ins Gewicht. „Ich darf bei einer Tankstelle in der Nähe stehen, das ist mein Glück. Ansonsten müsste ich die ganze Zeit aus- und einfahren.“

Im Vergleich zu den Flughäfen in London oder Amsterdam halten sich die Probleme in Wien noch in einem erträglichen Rahmen. Bald aber beginnt mit den Schulferien die Haupturlaubssaison und eine markante Verbesserung ist bis dorthin nicht in Sicht. Auch für meinen Fahrer Dejan bleibt es ein Ritt auf der Rasierklinge. „Man darf nicht vergessen, dass Wien auch ein attraktiver Abflugort für Menschen aus Ungarn, der Slowakei und Tschechien ist. Jemand, der in Brünn wohnt, fliegt ja nicht von Prag weg. Die Leute werden sich auch überlegen, ob bei anderen Flughäfen nicht alles schneller geht.“ Für Dejan sind Planungen derzeit auf dem Zufallsprinzip aufgebaut. Der nächste Keulenschlag, nachdem ohnehin schon zwei Jahre lang wenig bis gar nichts ging. „Aber auch das wird sich wieder legen. Nach Corona bringt mich nichts mehr so schnell aus dem Tritt.“

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