Knapp 30 Milliarden Euro nimmt die Bundesregierung in die Hand, um die zuletzt massiv zugenommene Teuerung im Land für die Bevölkerung etwas abzudämpfen. Während die Opposition vor allem die Höhe der Kosten kritisierte, empfindet der ehemalige Bundeskanzler Christian Kern (SPÖ) diese für „nicht annähernd ausreichend“.
Kern, der sich nun hauptberuflich in der Energiebranche engagiert, warnte schon zu Beginn des Konflikts in der Ukraine vor einem „Tsunami“, der auf uns zukomme. Am Donnerstagvormittag hätten die Strompreise mit 258 Euro pro Megawattstunde nun ein „all-time-high“ erreicht, schreibt der Ex-Kanzler auf Twitter.
„Das wird ein ungemütlicher Herbst“
Doch nicht nur der Strompreis hätte ein Rekordhoch erreicht, auch Kohle war mit 265 US-Dollar pro Tonne so hoch wie noch nie. „Das Problem wird nicht verschwinden, wenn man sich die Augen zuhält“, mahnte Kern: „Das wird ein ungemütlicher Herbst.“
Auch, dass der Teuerungsausgleich der Bundesregierung hier gegensteuern kann, glaubt er nicht: „Das ist leider nicht annähernd ausreichend“, stellt er klar. Es würde „gießkannenmäßig“ Geld verteilt, statt „smarte“ und „kosteneffiziente Regulierungsvorschläge“ aufzugreifen, so seine Kritik.
Gewinne für „Kartell und ein paar Spekulanten“
Indessen zahle der Verbund aufgrund der durch den massiven Preisanstieg enorm gestiegenen Gewinne eine Sonderdividende von 400 Millionen Euro aus - geschultert von den Verbrauchern, so Kern. Was helfen würde? Es müsse dringend die Preisbildung am Energiemarkt geändert werden, erneuerte Kern seine Forderung, das sogenannte Merit-Order-Modell abzuschaffen.
Derzeit wird der Preis für die Megawattstunde Strom an der Strombörse durch ein spezielles Auktionsverfahren, die sogenannte Merit-Order, ermittelt. Das bedeutet, dass das teuerste Kraftwerk, das zur Deckung der Stromnachfrage benötigt wird, den Preis bestimmt. Selbst, wenn 100 Prozent Strom aus Wasserkraft generiert wird, sind die Unternehmen an diesen Großhandelspreis gebunden. Derzeit sind dies Gaskraftwerke, was wegen des aktuell sehr hohen Gaspreises zu einer starken Verteuerung von Strom geführt hat.
„Auf den Markt zu setzen, wo ein Kartell & ein paar Spekulanten Gewinne auf Kosten der Menschen schaufeln, ist absurd“, so Kern.
Verdreifachung des Gaspreises möglich
Wohin die Reise preislich geht, skizzierte am Donnerstag der Chef der deutschen Netzagentur: So sei seit der Drosselung der Lieferungen von russischem Gas in der vergangenen Woche das Preisniveau nochmals um 50 Prozent gestiegen - in weiterer Folge hält er gar eine Verdreifachung der Verbraucherpreise für Gas für möglich.
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