Nach den jüngsten Skandalen in Schweinemastbetrieben lud der für Tierschutz zuständige Gesundheitsminister Johannes Rauch (Grüne) am Freitag zum „Tierwohlgipfel“. Dabei beschloss er gemeinsam mit den teilnehmenden Lebensmittelhandelsketten ein Tierhaltungskennzeichen, das bis Ende des Jahres erarbeitet werden soll.
„Ich freue mich sehr, dass es gelungen ist, Vertreter und Vertreterinnen der vier großen Lebensmitteleinzelhandelsketten ins Boot zu holen und ein klares Bekenntnis zur Entwicklung einer Tierhaltungskennzeichnung zu erreichen. Wir haben uns zusammen darauf geeinigt, bis Ende des Jahres in einem gemeinsamen Prozess eine entsprechende Kennzeichnung der Tierhaltungsform für Fleischprodukte zu erarbeiten“, sagte Gesundheits- und Tierschutzminister Johannes Rauch nach dem Treffen. Die an den Gesprächen teilnehmenden Lidl, Rewe, Hofer und Spar sprachen sich bereits vor dem Gipfel dafür aus, ein solches Kennzeichen zu entwickeln. Konsumenten und Konsumentinnen sollen damit die Möglichkeit bekommen, sich bewusst für Fleisch mit höheren Haltungsstandards zu entscheiden.
Weitere Organisationen fordern Mitsprache
Die Art der Bezeichnung sowie die Kriterien für die Zuordnung soll die AMA zukünftig bestimmen, wie der VGT (Verein gegen Tierfabriken) und Rauch mitteilten. „Viele Konsumenten und Konsumentinnen wollen wissen, wie die Tiere gelebt haben, deren Fleisch sie an der Ladentheke oder im Supermarkt kaufen“, sagte Rauch. Auf die AMA sei aufgrund der kürzlich bekannt gewordenen Missstände in einem ihrer Betriebe aber kein Verlass, widerspricht eine Aussendung des VGT. Der Verein fordert, dass die Expertise von Tierschutzorganisationen einbezogen wird. „Die Kennzeichnung der Haltungsform auf Tierprodukten ist ein sehr wichtiger Schritt zur Transparenz von Konsumenten und Konsumentinnen und zur Absicherung eines Verbots des Vollspaltenbodens. Allerdings darf das nicht zu erneut unlauterer Werbung missbraucht werden (...)“, sagte VGT-Obmann Martin Balluch. Laut ihm solle die Reform des Tierschutzgesetzes in den nächsten beiden Wochen im Parlament beschlossen werden.
Eingebunden in die Kennzeichnung wollen zudem auch Österreichs Landwirte und Landwirtinnen werden. „Wie die Tierhaltung in Österreich aussieht, kann nicht über die Köpfe der Tierhalter hinweg entschieden werden (...)“, sagte Bauernbund-Präsident Georg Strasser. Im Vergleich zu Balluch sieht er das AMA-Gütesiegel weniger kritisch. Es sei sinnvoll, das etablierte und verlässliche Programm weiterzuentwickeln. Aktivisten und Aktivistinnen von Greenpeace protestierten am heutigen Freitag vor dem Sozialministerium. Sie kritisieren eine mangelnde Transparenz bei Fleischprodukten und die Standards der AMA-Zertifizierung. Für ein Tierwohlkennzeichen generell sprechen sie sich ebenfalls aus.
Am Donnerstag veröffentlichte der VGT Bilder aus einem AMA-zertifizierten Mastbetrieb in Niederösterreich, in dem tote Tiere unter den lebenden gelegen haben sollen. Knochenreste würden beweisen, dass die toten Schweine sehr lange nicht entfernt worden seien. Der Betrieb wurde angezeigt und bereits gesperrt. Das AMA-Gütesiegel ist er los.
Kommentare
Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.
Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.
Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.