Soziale Not nimmt zu

Teuerung verdreifacht Andrang auf den Sozialmarkt

Oberösterreich
24.06.2022 16:00

Die Teuerung, die sich auch bei Lebensmitteln rasant auswirkt, treibt immer mehr Menschen in den Sozialmarkt. Und das nicht nur in der anonymeren Großstadt, sondern auch in der vergleichsweise heimeligen Bezirkshauptstadt Freistadt. Dort scheinen sich die Zutrittszahlen zum leistbaren Angebot gerade zu verdreifachen, wie „arcade“-Leiterin Elisabeth Leitner berichtet. Die SPÖ Oberösterreich fordert ein eigenes Teuerungs-Hilfspaket des Landes Oberösterreich.

Elisabeth Leitner ist Obfrau des Vereins Sozialmarkt „arcade“ in Freistadt. Auch sie spürt die aktuelle Teuerungswelle in ihrer täglichen Arbeit: „Die Anzahl der Menschen, die eine Sozialmarktkarte beantragen, steigt spürbar. Waren im Jänner noch 461 Kundinnen und Kunden bei uns im Sozialmarkt einkaufen, so stieg die Zahl im April bereits auf 852 Personen.“ Doch das war nur eine Momentaufnahme: Im Juni könnte sich die Anzahl sogar verdreifachen, wie ein Vergleich zwischen Dienstag, 4. Jänner und letzten Dienstag zeigt: Besuchten im Jänner noch 37 Personen den Sozialmarkt, waren es letzten Dienstag schon 92 Menschen.

Viele neue Kunden und Kundinnen
„Wir merken sehr deutlich, dass jene Menschen, die schon länger im Besitz einer Einkaufskarte sind, diese wieder vermehrt in Anspruch nehmen und dass viele neue Kundinnen und Kunden bei uns einkaufen. Sie haben mit den massiven Teuerungen gerade auch bei den Lebensmitteln schwer zu kämpfen“, informiert Elisabeth Leitner: „Bei uns im Bezirk Freistadt sind derzeit 726 Einkaufskarten ausgestellt, wobei man hier mit dem Faktor 3 hochrechnen muss, weil hinter diesen Zahlen ganze Familien stecken. Die Tendenz ist hier leider steigend", weiß Leitner.

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"Die Produkte im Sozialmarkt sind einwandfrei, aber mit kleinen Verpackungsschäden, falsch etikettiert oder befüllt, kurz vor oder nach der Mindesthaltbarkeitsdaten oder stammen aus Überproduktionen."

Elisabeth Leitner, "arcade" Freistadt

Wer kommt in den Sozialmarkt?
Kunden und Kundinnen der „acarde“ sind Mindestpensionist:innen, sogenannte „Working poor“, bei denen das Einkommen trotz Vollzeitjob nicht ausreicht und Alleinerzieher:innen. (Der Doppelpunkt ist die derzeit angesagte Kennzeichnung beim Gendern.) Was heißt das in Geldbeträgen? Die sogenannte Armutsgefährdungsgrenze liegt aktuell bei 1.372 Euro netto im Monat für eine Einzelperson. Die Einkommensobergrenze für den Sozialmarkt liegt tiefer, nämlich bei 1200 € für eine Person bzw. 1700 Euro für Ehepaare/Lebensgemeinschaften. Der Zuverdienst-Zuschlag pro Kind liegt bei 300 Euro.

SPÖ vermisst Landeshilfspaket
Die SPÖ in Oberösterreich vermisst ein eigenes Hilfspaket des Landes gegen die Folgen der Teuerung. „Das Bundespaket gegen die Teuerung wird verpuffen! Das Land Oberösterreich muss gegensteuern und die Preiserhöhungen sozial ausgleichen", meint SPÖ-Klubobmann Michael Lindner als künftiger Landesparteivorsitzender.

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„Alle anderen Bundesländer handeln bereits und haben trotz des gestern beschlossenen Bundespaketes eigene Entlastungspakete angekündigt oder bereits auf den Weg gebracht. Wo bleiben Entlastungsmaßnahmen für die Oberösterreicherinnen und Oberösterreicher?“

Designierter SPÖ-Landesvorsitzender Michael Lindner

Eine „Zufallsgewinnsteuer“ muss kommen
Auf Bundesebene sollten die Gewinner aus der Krise zur Mitfinanzierung herangezogen werden: „Durch eine Zufallsgewinnsteuer würden den Konzernen Grenzen gesetzt, und das Ausnutzen der Situation würde verhindert“, so die These des SPÖ-Politikers.

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