Bei Audienz im Vatikan

„Egal, wer du bist“: Papst traf Transgender-Frauen

Ausland
24.06.2022 18:17

Bei der Generalaudienz am vergangenen Mittwoch hat Papst Franziskus sechs Transgender-Frauen getroffen, eine Italienerin und fünf Ausländerinnen unterschiedlichen Alters und mit unterschiedlichen Geschichten, sowie die Mutter eines Transgender-Burschen. Begleitet wurden sie von Schwester Genevieve Jeanningros und zwei ihrer kenianischen Ordensschwestern. Sie setzen sich für die Befreiung Transsexueller aus der Prostitution ein.

Die Transsexuellen gehören einer Gemeinschaft nahe Rom an. Die Betroffenen stammen mehrheitlich aus Lateinamerika und gehen in Italien der Straßenprostitution nach. „Es sind Personen, die unter ihrer Identität und der Verachtung der Menschen gelitten haben“, sagte die Ordensfrau gegenüber der vatikanischen Tageszeitung „L‘Osservatore Romano“. 

Bereits im April hatte die Ordensfrau vier andere Transgender-Personen zu einer Generalaudienz mit dem Papst begleitet. Franziskus hatte 2020 der Trans-Gruppe in Torvaianica südlich von Rom finanzielle Unterstützung zukommen lassen.

„Haben alle denselben Vater“
Zu den sechs Transgender-Frauen, mit denen Papst Franziskus am Mittwoch zusammentraf, zählte Alessia Nobile, die dem Pontifex ein Exemplar ihres Buches „La bambina invisibile“ (Das unsichtbare Mädchen) überreichte, das im Verlag Castelvecchi erschienen ist. Das Buch befasst sich mit der Realität der Transgender. Nobile erzählte, wie der Heilige Vater sie aufrief, sich nicht in Vorurteile gegenüber der Kirche zu verstricken. „Er wollte nicht, dass ich mich hinknie, er schüttelte mir die Hand, und als ich mich als Transgender-Frau vorstellte, antwortete er, dass es ihm egal sei, wer ich sei, dass wir alle denselben Vater hätten“, berichtete Nobile. Sie postete auf Instagram ein Foto von ihrer Begegnung.

Der Papst habe ihr Buch entgegengenommen und sie dafür gelobt, dass sie ihre Geschichte niedergeschrieben habe. „Er hat mir geraten, immer ich selbst zu sein, aber mich nicht in Vorurteile gegenüber der Kirche zu verstricken. Oft sind auch wir Transgender Opfer von Vorurteilen, wir hegen aber unsererseits auch Vorurteile gegenüber anderen. Wir denken, dass die Kirche uns nicht akzeptiert und suchen daher nicht einmal eine Begegnung mit ihr. Beim Papst fühlte ich mich willkommen, an die Hand genommen. Das Schönste an dem Gespräch mit Franziskus war, dass es einfach ein Gespräch zwischen Menschen war, es ging nicht um unsere Andersartigkeit“, sagte Nobile.

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