Gigantisches Leck
Algerien: Riesige Methanwolke befeuert Klimakrise
Ein brisantes Leck in einer algerischen Gas-Pipeline sorgt aktuell für Sorge vor einer kleinen Umweltkatastrophe. Auf Satellitenbildern im Nordwesten des Landes wurde eine riesige Wolke des starken Treibhausgases Methan entdeckt - es befindet sich in der Nähe einer Leitung, die von der Medgaz-Gaspipeline abzweigt, die rund ein Viertel des in Spanien verbrauchten Erdgases liefert. Methan gilt als Klimakiller und ist während der ersten 20 Jahre mehr als 80 Mal so treibhausgaswirksam wie CO2.
Insgesamt drei Gasfahnen wurden am 26. und 27. Mai von einem Satelliten der Europäischen Weltraumorganisation ESA beobachtet. Die stärkste von ihnen wies eine Emissionsrate von 118 Tonnen Methan pro Stunde auf und befand sich etwa 13 Kilometer von einer Verteilungsleitung entfernt, die mit der Medgaz-Gaspipeline verbunden zu sein scheint, so die Analyse des Geoanalytik-Unternehmens Kayrros SAS und Global Energy Monitor.
Jahresausstoß von 2000 Autos in einer Stunde
Die Gasfahne war etwa 50 Kilometer von der Hauptleitung entfernt. Bei der von Kayrros geschätzten Emissionsrate hätte die gravierendste Freisetzung bei einer Dauer von nur einer Stunde kurzfristig die gleichen Auswirkungen auf das Klima wie die jährlichen Emissionen von mehr als 2000 Autos.
Algerien gilt als globaler Methan-Hotspot. In der Vergangenheit wurden Emissionen in der Nähe des Gasfeldes Hassi R‘Mel im Osten des Landes beobachtet. Wissenschaftler haben vor kurzem festgestellt, dass aus Anlagen, die mit dem Feld verbunden sind, seit fast 40 Jahren Methan austritt.
Gasgesellschaft ohne Kommentar
Die staatliche algerische Öl- und Gasgesellschaft Sonatrach, die den gesamten Abschnitt der vom Hassi R‘Mel-Feld zur algerischen Küste führenden Medgaz-Gaspipeline besitzt und betreibt, lehnte gegenüber Bloomberg eine Stellungnahme ab. Ein Sprecher des algerischen Energieministeriums ließ eine Anfrage der Nachrichtenagentur unbeantwortet. Die Naturgy Energy Group S.A., die den Teil der Medgaz-Gaspipeline betreibt, der unter dem Alboran-Meer bis nach Spanien verläuft, lehnte eine Stellungnahme ebenfalls ab.
Naturgy und Sonatrach erklärten im Juli 2021, dass sie die Kapazität der Pipeline ab dem vierten Quartal 2021 um 25 Prozent auf insgesamt zehn Milliarden Kubikmeter pro Jahr erweitern würden. Der Vorstandsvorsitzende von Naturgy, Francisco Reynes, sagte in der Erklärung, dass die Infrastruktur „die Sicherheit der Erdgasversorgung Spaniens stärkt und der Schlüssel zu Garantien und Stabilität für den ökologischen Übergang und den Dekarbonisierungsprozess ist“.
Drittgrößter Gaslieferant für Europa
Falls Algerien, das etwa acht Prozent der europäischen Gasimporte liefert und nach Russland und Norwegen der drittgrößte Gaslieferant des Kontinents ist, die Methanfreisetzungen, die von Satelliten beobachtet werden, nicht eindämmen kann, könnte dies seine Stellung bei der Energiewende in Europa gefährden. Die Europäische Union bemüht sich seit längerem um eine strengere Kontrolle der Leckagen innerhalb der EU und bei wichtigen Lieferländern.
Gas gilt auf dem Papier als der sauberste der fossilen Energieträger, da bei der Verbrennung weniger CO2 in die Atmosphäre gepumpt wird als bei Kohle und Öl. Nicht berücksichtigt in der Klimabilanz wird jedoch Methan, das bei Förderung, Transport und Speicherung entweicht.
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