Raketen auf Hauptstadt

„Barbarisch“: Nehammer geißelt Angriffe auf Kiew

Ausland
26.06.2022 15:00

Bundeskanzler Karl Nehammer (ÖVP) hat bestürzt auf neuerliche Angriffe Russlands am Sonntag auf die ukrainische Hauptstadt Kiew reagiert. Gegenüber der „Krone“ kritisierte er Moskau scharf für „diese barbarische Art der Kriegsführung“. Bei den Angriffen im Stadtzentrum waren mehrheitlich zivile Ziele getroffen worden.

Kiew war Sonntagfrüh von mehreren Explosionen erschüttert worden. Sie hätten sich im zentralen Bezirk Schewtschenko ereignet, teilte Bürgermeister Vitali Klitschko über den Kurznachrichtendienst Telegram mit. Sanitäter und Rettungskräfte seien zum Ort des Geschehens entsandt worden. Das historische Viertel in der Innenstadt von Kiew beherbergt eine Reihe von Universitäten, Restaurants und Kunstgalerien.

Aus zwei Gebäuden mussten die Bewohner gerettet und in Sicherheit gebracht werden, so Klitschko. Die örtliche Nachrichtenagentur Ukrinform meldete, die Explosionen seien zu hören gewesen, während die Sirenen für Luftangriffe ertönten. Nach Angaben des ukrainischen Luftwaffenkommandos griffen russische Streitkräfte mit verschiedenen Raketenarten Ziele in der West- und Südukraine an. Ob es Verletzte oder Tote gab, ist nicht bekannt.

Die Feuerwehr von Kiew versucht ein von russischen Raketen getroffenes Wohnhaus zu löschen. (Bild: AFP)
Die Feuerwehr von Kiew versucht ein von russischen Raketen getroffenes Wohnhaus zu löschen.

Nehammer verurteilt „barbarische Kriegsführung“
Kanzler Nehammer reagierte bestürzt auf die Bilder aus dem Büro des Kiewer Bürgermeisters (siehe Video oben), die von den Nachrichtendiensten geprüft und als authentisch bestätigt worden seien: „Diese grausamen Raketenangriffe auf Zivilisten, auf Wohngebäude mit Frauen und Kindern sind unerträglich. Ich kann nicht verstehen, wie man solche Verbrechen begehen kann. Die Russische Föderation ist für diese barbarische Art der Kriegsführung verantwortlich.“

Mindestens drei Tote bei Raketenangriffen auf Sarny
Bereits am Samstag hatte es einen Raketenangriff auf die westukrainische Stadt Sarny gegeben, bei dem Behördenangaben zufolge mindestens drei Menschen getötet wurden. Nach russischen Angaben wurde unterdessen die Evakuierung eines Chemiewerks in Sjewjerodonezk wegen ukrainischer Attacken ausgesetzt. Russland hatte zuvor die Einnahme von Sjewjerodonezk bekannt gegeben.

Laut der russischen Nachrichtenagentur Tass wurde das dortige Chemiewerk Asot von ukrainischer Seite beschossen, wodurch die Evakuierung darin befindlicher Personen nicht fortgesetzt werden konnte. Die Agentur berief sich dabei auf die örtliche Polizei.

Nach Angaben eines hochrangigen Beraters von Ukraines Präsident Wolodymyr Selenskyj befinden sich auch nach dem Rückzug ukrainischer Truppen aus Sjewjerodonezk noch Spezialeinheiten in der Stadt, die das Artilleriefeuer auf die russischen Truppen steuern.

Retter suchen in den Trümmern eines am Sonntag von russischen Raketen getroffenen Wohnhauses in Kiew nach Überlebenden. (Bild: AFP)
Retter suchen in den Trümmern eines am Sonntag von russischen Raketen getroffenen Wohnhauses in Kiew nach Überlebenden.

Selenskyj: „Sanktionen reichen nicht aus“
Selenskyj zufolge ist sein Land am Samstag innerhalb eines halben Tages von 45 russischen Raketen getroffen worden. „Sie sind eine weitere Bestätigung unserer Position, dass Sanktionen gegen Russland nicht ausreichen.“ Sein Land benötige mehr militärische Hilfe.

Die Ukraine befinde sich in einer moralisch und emotional schwierigen Phase des Krieges. „Wir verstehen, dass wir den Staat noch immer schützen können“, meinte das Staatsoberhaupt. Er wisse aber nicht, wie groß die Verluste und Anstrengungen noch sein werden, bis sich ein Sieg am Horizont abzeichne.

Besetzt, aber nicht vergessen
Selenskyj will die von Russland eingenommenen Städte zurückerobern. In seiner abendlichen Videoansprache verwies er am Samstag auf Sjewjerodonezk, Donezk und Lugansk. Auch Melitopol und Mariupol seien nicht vergessen. „Alle anderen Städte der Ukraine, die vorübergehend besetzt sind, werden ukrainisch sein“, sagte er.

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