„Krone“-Interview

Umberto Tozzi: „In Wien war es immer wundervoll“

Wien
26.06.2022 18:00

Samstagabend zerschmolz der italienische Pop-Barde Umberto Tozzi mit Hits wie „Ti Amo“, „Gente di Mare“ oder „Gloria“ die Herzen von Tausenden Donauinselfestbesuchern. Vor seinem Auftritt fand er ein paar Minuten Zeit, um mit uns über Österreich, die Pandemie und seinen eigenen Kult zu sprechen.

„Krone“: Umberto, du warst schon öfter auf der Donauinsel zu Gast, das letzte Mal 2011. Kannst du dich an deine alten Auftritte hier erinnern?
Umberto Tozzi:
 An den Auftritt von 2011 kann ich mich noch gut erinnern. Ich war schon oft in Wien und hatte immer eine wundervolle Zeit. Als ich jünger war, war ich sehr oft für Interviews und Promotion in der Stadt. Natürlich hatte ich auch genug Zeit, um die Stadt ausgiebig zu besichtigen.

1987 war das Schlüsseljahr für deine Karriere. Zuerst hast du den Sieg beim Sanremo-Festival geholt, dann wurdest du gemeinsam mit Raf und dem Song „Gente di Mare“ Dritter beim Song Contest. Welcher Erfolg ist dir rückblickend wichtiger?
Das Sanremo-Festival hat sich zu einem riesigen Event entwickelt, das mit einem starken Line-Up und sehr viel Publikum aufwarten kann. Der Song Contest war auch unvergesslich.

2021 haben sich die römischen Rocker von Måneskin gleich beide Siege geholt. Sie sind also mehr oder weniger deine legitimen Nachfolger.
Sie sind großartige Musiker und spielen hervorragende Live-Shows. Bislang kenne ich sie hauptsächlich von Cover-Versionen. Das ist ganz okay, wenn du jung genug bist, aber ich hoffe für sie, dass sie bald mit guten eigenen Songs aufwarten können. (lacht)

Deine größten Hits waren unter anderem „Ti Amo“, „Gente di Mare“ oder „Gloria“ - warum fahren auch wir Österreicher so auf diese Songs ab?
Wenn ich das nur wüsste. (lacht) Ich bin froh, dass es so ist und freue mich über die Chance, diese Songs immer wieder in ganz Europa spielen zu dürfen. Vielleicht liegt es an der Sprache, vielleicht am Song - vielleicht auch an beidem? Diese Frage bleibt wohl für ewig unbeantwortet.

Ohne dich würde es Künstler wie Eros Ramazzotti in dieser Form sicher nicht geben. Wie würdest du deinen Einfluss auf die italienische Pop-Szene bewerten?
Jede Generation hat ihre eigenen Einflüsse. Meine waren Elvis Presley, die Beatles und die Rolling Stones. Die jungen Menschen von heute schauen auf die 70er- bis 90er-Jahre zurück. Das ist ganz normal und gehört zum Lauf der Zeit. Gute Sounds und Melodien werden wiederholt, auch das ist kein Geheimnis. Aber die 60er- bis 80er-Jahre waren schon ganz besonders. Jeder Künstler, der sich am Markt durchsetzen konnte, war prägend für alles, was später kommen sollte. Das reichte von den Beatles bis hin zu The Police. Jede Woche gab es einen Song, der alle Zeiten überdauert hat. Das ist heute nicht mehr der Fall. Die Welt liegt derzeit in Trümmern. Die Pandemie wütet immer noch, der Planet wird sukzessive kaputtgemacht und dann gibt es noch diesen fürchterlichen Krieg in der Ukraine. Es liegt an den jungen Bands von heute, diese Ereignisse in Songs zu fassen und damit neue Territorien zu betreten. Sie müssen auch versuchen, eine neue Art von Musik zu erfinden.

Aber wäre die Weltlage nicht auch eine Inspirationsgrundlage für dich, um neue Songs oder ein neues Album zu schreiben?
Nein, es ist natürlich furchtbar, was alles passiert, aber wir Alten haben unsere Songs zu unseren Problemen geschrieben. Vietnamkrieg, terroristische Anschläge oder den Kalten Krieg. Für die neuen Probleme sind die Jungen verantwortlich, nicht mehr wir. (lacht)

Wie hast du die letzten zweieinhalb Jahre während der Pandemie überstanden?
Ich bin herumgesessen, habe abgewartet, was passiert und viel zu viel gegessen. (lacht) Auch die eine oder andere Flasche Wein hat mir sehr gut geschmeckt. Ich lebe in Monte Carlo, aber es war eine furchtbare Zeit. Ich habe ein paar Akustikkonzerte in Italien gespielt. Es waren sehr kleine Locations und alle waren maskiert, aber es war wirklich nett. Ich bin kein Doktor und habe keine Ahnung, wie es jetzt weitergeht. Ich hoffe, dass die Pandemie bald einmal vorüber ist und wir alle weiter problemlos feiern können.

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