Eine von der europäischen Weltraumorganisation ESA zum Mars geschickte Sonde hat nach fast zwei Jahrzehnten im All ein Software-Update erhalten. Die Mars-Express-Sonde war 2003 zum Roten Planeten aufgebrochen - vorherrschendes Betriebssystem war damals Microsofts Windows 98.
Einem Bericht der britischen Nachrichten-Website „The Register“ zufolge war die Mars-Express-Sonde im Juni 2003 gestartet. Sie bestand ursprünglich aus zwei Komponenten: dem Mars Express Orbiter und der Landeeinheit Beagle 2, zu der nach ihrer Landung auf dem Mars jedoch kein Kontakt mehr hergestellt werden konnte. Sie gilt seitdem als verschollen. Der Orbiter hingegen ist nach 19 Jahren immer noch in Betrieb und kreist um den Mars.
Ingenieure des Istituto Nazionale di Astrofisica (INAF) in Italien haben nun die Software des Raumfahrzeugs aktualisiert. Das Upgrade soll es dem Mars Express Orbiter laut Bericht ermöglichen, mit seinem Radiowelleninstrument MARSIS weiterhin nach Wasser unter der Marsoberfläche zu suchen und den nächstgelegenen Mars-Mond Phobos effizienter zu überwachen.
„Um die wichtigsten Merkmale des Mars und seinen Mond Phobos überhaupt untersuchen zu können, waren wir bisher auf eine komplexe Technik angewiesen, die viele hochauflösende Daten speicherte und den Bordspeicher sehr schnell füllte“, erklärte Andrea Cicchetti, stellvertretender Leiter der MARSIS-Untersuchung und Betriebsleiter bei INAF, in einer Erklärung.
Rundumerneuert
„Indem die neue Software Daten verwirft, die wir nicht benötigen, können wir MARSIS fünfmal so lange einschalten und bei jedem Durchgang ein viel größeres Gebiet erkunden.“ Das Upgrade der MARSIS-Radarsoftware an Bord zeige, „dass es möglich ist, eine ganze Mission zu erneuern“, so Cicchetti in einer Erklärung gegenüber „The Register“. Colin Wilson, ein an der Mission beteiligter Wissenschaftler, pflichtete ihm bei: Es sei, „als hätte man ein brandneues Instrument an Bord... fast 20 Jahre nach dem Start“.
Update stellte IT-Spezialisten vor Herausforderungen
Das Update stellte IT-Spezialisten allerdings vor Herausforderungen - „nicht zuletzt, weil die MARSIS-Software ursprünglich vor über 20 Jahren mit einer Entwicklungsumgebung auf der Basis von Microsoft Windows 98 entwickelt wurde“, wie Carlo Nenna, Ingenieur beim italienischen IT-Beratungsunternehmen Enginium, das bei der Einführung des Upgrades half, der Website erklärte.
„Die sehr alte Entwicklungsumgebung (sie war schon im Jahr 2000 ziemlich alt) erforderte die Einrichtung eines Windows-98-Rechners. Ich tat dies mit einer virtuellen Maschine in VirtualBox“, sagte er gegenüber „The Register“. „Allein die Suche nach einer Möglichkeit, Dateien zwischen Host- und Gastcomputer auszutauschen, war eine schwierige Aufgabe. Auch die Installation gängiger Dinge wie eines funktionierenden Webbrowsers oder eines Quellcode-Editors war schwierig. Allein für die Einrichtung und vollständige Validierung der Entwicklungsumgebung haben wir fast zwei Monate gebraucht“, wurde Nenna zitiert.
Kommentare
Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.
Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.
Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.